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SES

Hundeinnereien und Sonderpädagogik

Ein wahnsinnig spannender Tag heute. Nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet (fragt mich nicht, was ich gegessen habe), gings zum Geldwechseln in die Bank of China. Ein irrer Betrieb, den ich ohne Dolmetscher nicht hätte meistern können.

Am weiteren Standort der Aikang-Schule angekommen, fand ich mich in folgendem Plakat wieder:
 

Alle waren aufgeregt - Lehrer wie anwesende Eltern wussten, dass ich komme. Ein SES-Experte ist in China wegen Herkunft, Alter und Ausbildung ein Mensch, dem Respekt und Hochachtung gebührt. Hinzu kommt noch meine Körpergröße und mein Äußeres als Europäer, der selbst auf der Straße zu erstaunten Blicken führt (mir wurde gesagt, dass in der kleinen Stad Leiyang - 1,2 Mio Einwohner - Ausländer eine Rarität darstellen. Ich selbst habe bislang keinen einzigen sehen können).

Nach einigen Gesprächen mit Wen, konnte ich mich dem Kollegium vorstellen, das mich mit Beifall begrüßte. Spontan wollte eine Lehrerin ein Foto mit mir haben, was dazu führte, dass jede Lehrerin und der einzige Lehrer ebenso eins mit mir haben wollte. Als mich eine Kollegin spontan umarmte, wollte das jede Kollegin tun (natürlich festgehalten auf Foto).

Hier das Kollegium

Dass ich in Leiyang bin, wurde Kindergärten und Schulen berichtet. Daraus entstand der Wunsch, mich zu hören (angekündigt sind 200 Personen), Eltern wollen ebenfalls ein Seminar haben und einzelne wünschen ein Einzelgespräch. Es wird spannend!

In der Schule durfte ich Einzelförderung und mehr schlecht als rechten Gruppenunterricht mit Kindern im Alter von 2-10 Jahren sehen. Am Gruppenunterricht nahmen Eltern teil. Die meisten fallen auf, dass sie an ihren Kindern zerren, deren Aufgaben erledigen und zum Teil recht lieblos mit den Kindern umgehen. In China ist Behinderung nach wie vor ein Makel und eine Strafe, die während der Ein-Kind-Politik noch mehr ins negative Gewicht fielen. Überhaupt stellt die Kooperation mit den Eltern ein großes Problem dar. Man erwartet, dass Schule die Kinder regelrecht heilt und ist enttäuscht, dass dem nicht so ist. 

Da Kinder mit Behinderungen von einer allgemeinen Schule verwiesen werden können und es zu wenig Sonderschulen gibt, kommt es durchaus vor, dass Kinder ohne Schulbesuch aufwachsen. Private Schulen (Aikan ist eine) bekommen erst seit wenigen Jahren staatliche Unterstützung. Deshalb müssen Eltern einen monatlichen Betrag entrichten d.h. Kinder armer Eltern sind benachteiligt.

Die finanzielle Situation macht sich an der Ausstattung der Schule bemerkbar. Dennoch arbeiten die Lehrer sehr engagiert und motiviert (so mein erster Eindruck). Man höre und staune: Am Schulschluss reinigen die Lehrer alle Räume (einschl. Toiletten)!

Was die Arbeit der Schule betrifft, berichte ich mehr in der Rubrik Sonderpädagogik. Morgen besuche ich den Standort neben meinem Hotel. Dann machen wir einen Einsatzplan für die nächsten Tage.

Nach dem sehr aufschlussreichen Tag ging´s in ein für Hunan typisches Restaurant mit scharfer Speiße (zum Glück habe ich in Indien schon Erfahrungen sammeln und deshalb alle Warnungen in den Wind schießen können). Und ja: Ich habe Hundeinnereien und Hühnerblut geleeartig in Suppe gegessen! Ich lebe noch!

Hier ein paar Eindrücke:

Beim Essen wird laut geschmatzt, Knochen werden auf dem Tisch abgelegt (deshalb ist der mit dünner Plastikfolie geschützt) und die Zähne werden sichtbar per Fingernagel oder Zahnstocher gereinigt. Das, was man aus dem Zahnzwischenraum holt, wird auf die Essensreste gespuckt.

In den kommenden Tagen bin ich in der Wohnung von Wen und Jack (so wurde Wens Ehemann von mir und dem Dolmetscher getauft) zum Essen eingeladen. So lerne ich auch häusliches Umfeld kennen.

Ach ja: In den nächsten Tagen 33-35 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit (Hier: Eine Tüte Mitleid bitte!)

Sonderpädagogisches:

Lehrer der allgemeinen Schule wird man durch Studium mit Examen. Man bewirbt sich an einer Schule, hält dort Probeunterricht und wird bei Erfolg eingestellt. Das Studium Sonderpädagogik existiert erst wenige Jahre (ich kenne bisher nur Peking als Studienort und habe dort Kontakt zur Lehrstuhlinhaberin). Eine Spezialisierung, wie wir sie kennen, gibt es nicht. Die Lehrkräfte können sich, falls Geld vorhanden und Schule einverstanden sind, durch Hospitationen in anderen Einrichtungen fortbilden.

Obschon keine Schulpflicht besteht, will man möglichst früh die Kinder in die Schule bekommen. Deshalb ist es selbstverständlich, bereits zweijährige Kinder aufzunehmen. Kinder mit schwerster Behinderung konnte ich nicht sehen. Da sind allein die baulichen Bedingungen nicht gegeben.

Dieser Standort der Schule ist der 5. innerhalb von 9 Jahren. Er ist in einer unfreundlichen Umgebung im dritten Stock eines grauen Gebäudes umringt von Baustellen. Die Ausstattung mit Material hält sich sehr in Grenzen. Seht selbst:

Mehr zur inhaltlichen Arbeit kommt.

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