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Gruppenunterricht, Spekulationsblase und Kurioses

Gruppenunterricht

Dass Unterricht in Gruppen von bis zu 15 Schülern ein großes Problem darstellt, hatte ich bereits geschrieben. Heute konnte ich in einem Unterricht in Ninas Schule erste Auswirkungen meiner Empfehlungen erleben: leise Musik und leisere Ansprache führte zu deutlich spürbar entspannter Atmosphäre. Nina war ganz angetan und die Lehrerin regelrecht stolz. (Nina hatte die Tage in Pausen damit verbracht, ruhige Musik aus dem Netz zu ziehen).

Am Nachmittag war Gruppenunterricht in Jacks Schule mit den älteren Schülern im Fokus.

Ich wurde da regelrecht in das Jahr 1989 katapultiert, als ich Unterricht in Magdeburg sehen konnte. Unterricht wie zu Margot Honeckers Zeiten (lebt die eigentlich noch?  Jedenfalls ist ihr Geist noch sehr lebendig!).  Ein großer Raum, alle Schüler frontal zur Lehrerin, lautes Schreien von Anwesenheit wie bereits beschrieben, und ein Unterrichtsinhalt, der für alle Schüler gleich ist. Classroom management hat sich bis hier noch nicht in Ansätzen herumgesprochen. Die Schüler sollten das chinesische Schriftzeichen für RMB (oder Yuan, die Währung Chinas) schreiben lernen. Bis die Lehrerin diese an einem wackeligen Whiteboard schreiend erklärt hatte, war ein Viertel der Stunde vergangen. Das Austeilen der Hefte (natürlich nur durch die Kollegin) dauerte unendlich lange. Bis der letzte Schüler etwas tun konnte, war die Stunde fast vorbei. 

Ihr könnt Euch vorstellen, dass etliche Schüler überfordert waren, in einheitlich vorgegebenen Linien bzw, Kästchen zu schreiben. Das änderte nichts am rigiden Vorgehen der Kollegin wie nachfolgend zu sehen ist:

Von einer veränderten Sitzordnung, der möglichen Nutzung von vorhandener Fläche für unterschiedliche Angebote, einer Differenzierung über Material und Aufgabenstellung , Förderung der Selbstständigkeit bis hin zur konsequenten Beachtung von positivem Verhaltens reichten meine Anregungen, die ich Schulleiter Jack mitteilte. Der bat mich, gegenüber den Lehrern in einer späteren Sitzung die Mängel und meine Anregungen zu nennen. Ich solle mir wegen der negativen Aspekte keine Gedanken machen. Den Eltern gegenüber würde man die indirekte chinesische Art vorziehen, unter den Kollegen sei man offene Worte gewohnt (da scheint wohl ein Prophet im eigenen Land gesprochen zu haben). 

Jack sagt klipp und klar, dass die Lehrer in seiner Schule nicht so kompetent seien, wie die an Ninas Standort. Ich habe ihm innerlich voll zugestimmt. Morgen gibt es eine Runde, wo Eltern Li Di Fragen stellen können. Ich solle mich auf Fragen einstellen, die sehr schlicht seien. Etwa wie lange es dauern würde, bis die Behinderung geheilt sei. Na, ich bin ja mal gespannt!

Spekulationsblase in China 

Der entstandene Reichtum in China hat zu einem Bauboom und genauer zu heftiger Spekulation geführt. Immerschon hatte ich mich gewundert, dass in Leiyang etliche Hochhäuser leer stehen oder nur unvollständig und ohne weitere Bautätigkeit im Stadtgebiet zu sehen sind. Als ich dann eine riesengroße Reihe voller leer stehender Hochhäuser mit ebenso leeren Geschäftsräumen sah, musste ich nach dem Grund dafür fragen. Es wird wild spekuliert! Da verdienen sich Fonds eine goldene Nase und Eigentümer werden - so meine Prognose - bald ihr blaues Wunder erleben.

Welches Ausmaß das in einer Kleinstadt wie Leiyang haben kann, zeigt folgendes Bild:

In diesen Blocks wohnt keine Menschenseele! Die Geschäftszeile ist vollkommen leer und hinten links entstehen weitere Wohnblocks. 

Kurioses

Immer wieder begegnen mir fremde Eindrücke, die mal Staunen mal Schmunzeln herbeiführen. Ich habe die natürlich festgehalten und werde die nach und nach in meinen letzten Blogs hier einfügen. Habt Spaß daran!

 

  • Ich sitze im Frühstücksraum und höre plötzlich, dass aus dem tiefsten Rachen offensichtlich zäher Schleim mit lautem Geräusch mehrmals aus dem Hals hervorgeschneuzt, gewürgt oder gehustet wird. Als ich mich zur Geräuschquelle umdrehe, sehe ich die zierliche Servicekraft, die sich ungehemmt mit dem Schleim im Hals befasst.

 

  • Zwar selten aber hin und wieder wird ordentlich gespuckt. Dass dies von offizieller Stelle nicht gewünscht ist, zeigen diese Plakate, die die Menschen erziehen sollen.

 

  • Zunächst glaubte ich, Zeuge einer Demonstration zu sein. Eine Reihe Frauen mit blauen Tafeln marschieren durch die Stadt. Sie werden von einer weiteren Frau begleitet, die einen Lautsprecher hinter sich zieht. Demonstration in China? Fehlanzeige! Die Damen laufen Reklame für ein Geschäft!

 

  •  Englisch ist trotz Unterrichts nicht weit verbreitet. Manchmal macht das Übertreten einer Anordnung sogar stolz. Bei meinem Hotel findet sich folgendes Schild: „No pa king, The consequence is proud“. 

 

  • Mir fallen an allen Häusern Nummern auf und ich frage nach deren Bedeutung. Man erklärt mir, dass es sich hier Werbung für z.B. Schlüsseldienste mit Telefonnummern handelt.

 

 Fortsetzung folgt!

 

 

 

 

 

 

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