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SES

Parents‘+Teachers’ Lectures, Überraschungen, Li Di oder Professor Ralp Diehm

Parent´s and Techer´s Lectures

Heute ein Elternseminar! Ich hatte in Deutschland eines auf englisch vorbereitet, von meinem Sohn Fabian korrigieren lassen und den Wortlaut dem Dolmetscher gegeben. Klar, dass das, was ich gedacht hatte, nur zum Teil zum Zuge kommen konnte. 2 Videoausschnitte und ein Zaubetrick zum Schluss sorgten für Abwechslung.

Ich denke, dass es mir gelungen ist, aus meiner Sicht deutlich zu machen, wie wichtig eine gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus  und wie wichtig das Wahrnehmen und Unterstützen von positivem Verhalten ist. Eine weitere zentrale Meldung war die, dass geistige Behinderung, Autismus, Down-Syndrom nicht heilbar sind, es weder in den USA noch in Russland oder in Deutschland medizinische Hilfen hierfür gibt. 

Die mir vorher überreichten Fragen und die in der Fragerunde zielten alle auf schnelle, praktikable Lösungen. Beispiel: mein Kind schaut sich beim Spazierengehen nur Verkehrsschilder an, bleibt stehen und ist kaum zu bewegen. Meine Idee: den Spaziergang spielerisch zu gestalten (ich sehe was, was Du nicht siehst, Wettbewerb: wer ist schneller an der Ecke etc.), natürlich vor dem Hintergrund, dass Kommunikation zwischen Eltern und Kind funktioniert (was in diesem Fall gegeben war). 

Nach meiner Veranstaltung gab es noch Einzelgespräche einiger Mütter. Hier musste ich stark steuern, wenn einzelne nicht aufhören wollte, ihre Sorgen zu berichten. Der arme Bruce und ich selbst kamen sonst mit Übersetzung und eigenem Redeanteil nicht zum Zuge,

Mit dem Elektroroller von einer Lehrerin und unter großem Hallo ging´s zum Hotel. Pause und Mittagessen. 14 Uhr wurde ich dann von den Lehrerinnen (und dem einzigen Lehrer) erwartet. Hier ging es erstmal darum, meinen Werdegang vorzustellen (nix Professor von Universität, Seminar! - vermutlich wieder vergeblich. Dazu noch die Erläuterung sonderpädagogischer Förderung in Deguo = Deutschland. Die Fragen, die da gestellt wurden, unterschieden sich sehr von denen der Eltern. Dass der Druck seitens der Eltern groß ist, ist zu spüren.

Nach meinem Vortrag mit anschließender Fragerunde gab es noch eine Menge gestellter Fotos und Videos mit mir. Natürlich jede wollte jede einzelne Person mit mir fotografiert werden zum Teil auf Zehenspitzen stehend, um nicht noch kleiner zu wirken.

Was zu sehen ist, ist nicht die Neugründung einer Sekte oder die Anbetung eines Gurus - wobei bei Letzterem ich nicht ganz sicher bin (Scherz!!!!) .

In einer weiteren Sitzung in der kommenden werde ich noch ausstehende Fragen wenn möglich beantworten, mich näher mit ABA befassen und meine Eindrücke zu möglichen Perspektiven weiterer Arbeit aufzeigen. Was die ausstehenden Fragen betrifft: Bruce konnte nur die Hälfte letze Nacht übersetzen.

Überraschungen

Bruce hatte vormittags im Scherz angeregt, mir Red Bull zu besorgen, da die Hospitationen und Gespräche doch sehr anstrengend sind. Zum Schluss der Sitzung bekam ich von jeder Lehrerin eine Dose chinesischer Variante (ich überlege, wie ich die Masse an Gummibärchensaft wieder loswerde).

Zuim Abendessen erwartete mich eine weitere Überraschung. In einem Restaurant wurde ich von allen Lehrerinnen (und dem Mann) mit großem Hallo begrüßt. Es gab das Essen, von dem ich zuvor gelesen hatte. Man sitzt am runden Tisch, der in der Mitte einen runden Teller hat, auf dem alle Speisen angeordnet werden.

 

Der Teller wird je nach Laune gedreht und man bedient sich. Dabei ist es durchaus üblich, dem  Nachbarn links und rechts etwas in seine Schale zu geben.

Zum Schluss hieß es, man ginge in eine Karaoke-Bar. Ich konnte mich retten, indem ich einfach fragte, ob es unhöflich sei, nicht teilzunehmen, da ich sehr müde sei. Hurra! Einem alten Mann wie mir gesteht man dies ohne Probleme zu. Welch ein Glück!

Morgen ist Mondfest und ich werde um 11 Uhr Einblick in Ninas und Jacks Wohnunng haben. Jacks Vater kocht und trinkt gerne Hochprozentiges. Na, das könnte heiter werden!

Li Di oder Professor Ralp Diehm

Meine Rolle gegenüber Schule konnte ich klären. Ich kann derjenige sein, der Inhalte, die Lehrer nur schwerlich an die Eltern herantragen können, mit meinem Status transportieren und die Basis für weitere Arbeit liefern. Ganz wichtig erscheint mir, die Lehrerinnen in ihrer Arbeit zu stärken und der Schule Impulse für die mögliche weitere Entwicklung zu geben. Am Ende meines Aufenthalts erstelle ich eine Empfehlung, die vom Dolmetscher übersetzt und der Schule ausgehändigt wird. Ich arbeite schon daran und werde den natürlich im Blog veröffentlichen. Auch darüber kann die Situation hier gut eingeschätzt werden.

Mit Ehrfurcht und hohem Respekt werde ich hier behandelt. Mütter werden schüchtern, wenn sie neben mir stehen oder sitzen. Meine Attribute: Älter und damit automatisch weiser, Ausländer aus dem Westen, Experte aus Deutschland und dann noch ein Riese - das sind Eigenschaften, die mit mir in Verbindung gebracht werden. Hinzu kommt, dass in der asiatischen Kultur Lehrende nicht hinterfragt werden. Schlimmer noch: wer im Unterricht oder danach einem Lehrenden (ob in Universität oder Highschool) eine Frage stellt, der gilt als verhaltensgestört. 

So wurde ich nach dem ersten Tag von Hospitationen gefragt, ob ich diese Zeit nicht als verschwendet werten würde. Natürlich habe ich das verneint. Dass ich mich zu dieser Arbeit, zu den Kontakten mit einzelnen Eltern und Lehrern eingelassen habe, findet hohen Anklang und grenzt an Bewunderung. Ein Professor, der nicht vom Podium spricht, sogar mit den Kindern spielend agiert und zaubert, passt nicht in deren Erlebniswelt. Ich bekomme dementsprechend viele herzliche Rückmeldung und werde wohl noch einige Tage mit dieser Arbeit verbringen. 

 

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