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SES

Sonntag Tempel, weitere Planung, Sauberkeit und eine Schockmeldung

Ohne Dolmetscher aber mit ÜbersetzerApp ging es heute früh zum buddhistischen Tempel. Wir, Nina (das ist Wens englischer Name) und ich, wurden von eiem Fahrer gefahren, der wie Nina sich dem dem Buddhismus zugehörig fühlt (Nina glaubt tatsächlich, dass Behinderung Karma sei und in einem künftigen Leben überwunden werden kann).

Über holprige Straßen und zuletzt einem Feldweg, ging´s zum Tempel, wo wir mit einer Nonne essen und Tee trinken konnten. 

 Weitere Planung

Von Montag bis Mittwoch werde ich Einzelförderung beobachten, mit den einzelnen Lehrerinnen sprechen und den jeweiligen Eltern zur Verfügung stehen. Ich selbst befürchte, dass die Eltern von mir Wunder erwarten. Klar, dass ich hier aufgeregt sein und mich zunächst bemühen werde, Positives über meine Beobachtungen zu berichten. Ein Vater, der einzige außer Bruce, der englisch sprechen kann, möchte mich gerne zum Essen einladen und mit mir über seinen Sohn sprechen. Ich habe in Übereinstimmung mit Nina und Jack freundlich abgesagt, da sich enormer Neid unter den anderen Eltern entwickeln würde.

Donnerstagvormittag habe ich ein Elternseminar. Am Nachmittag ist das Kollegium dran. Freitag ist Mondfest und daher Feiertag. Da wollen mich Nina und Jack mit zu ihrer Wohnung nehmen und ich werde weitere Verwandte kennenlernen. Was ich hier erlebe, kann kein normaler Tourist erleben!

 Sauberkeit und Hygiene

In puncto Sauberkeit auf Straßen ist Leiyang einwandfrei. Äußerst selten, dass Papier auf der Straße liegt.Täglich wird Müll aus der Stadt abtransportiert (und vergraben), Graffities sieht man hier keine. Die Räume in den Schulen werden täglich gereingt allerdings gehören Fenster nicht zum Portfolio. Die Fenster von Ninas Büro scheinen noch nie gereinigt worden zu sein. 

Ob es in Bielefeld-Mitte auch so saubere Straßen gibt wie die vor meinem Hotel?

Im Restaurant kann man in Folie eingeschweißtes Geschirr vorfinden, was Sauberkeit signalisiert. In der Tat ist da wirklich kein Staubkorn zu sehen. Dennoch werden mit dem stets bereitgestelltem heißen Teewasser von den Gästen Stäbchen und Geschirr gereinigt. Auf meine Nachfrage, warum diese denn gesäubert werde, wurde mir geantwortet, dass dies keine Säuberung sondern eine Desinfektion sei (aus meiner Sicht bei Bakterienbefall eine völlig sinnlose Maßnahme). Hintergrund hier: es gibt keinerlei Hygienekontrolle und Lebensmittelkontrolle und man weiß nicht, ob in den Restaurants in Bezug auf Hygiene sauber gearbeitet wird. Chinesen Trauen da keinem Restaurant. Schaut man sich das Öl der Straßenbuden an, fragt man sich, ob dies nicht besser für Maschinen als für Essen geeignet ist, so braun sprudelt das. 

Am Nachmittag konnte ich an einer traditionellen Teezubereitung in einem sehr schönen Geschäft für ca 3 Stunden teilnehmen. Ich werde über die Teezubereitung noch berichten. Beides, Tempel und Tee waren ein besonderes Highlight. Meine Erwartungen hinsichtlich der Intensität des Kennenlernens dieser für uns fremden Kultur sind jetzt schon weit übertroffen. 

Schockmeldung

Beim Abendessen erreichte mich die Nachricht, dass an der geplanten Großveranstaltung mit ca. 200 Personen Eltern ihre Kinder mitbringen würden. Ich habe natürlich interveniert und gesagt, dass ich einen Kühlschrank öffnen und für den mein Referat halten könne - der Effekt sei derselbe. Eltern und Kinder sind in China eine wuselige und vor allen Dingen sehr laute Angelegenheit. Mein Vorschlag, einen weiteren Raum anzumieten und den Eltern einen Kindergarten anzubieten, konnte aus Kostengründen nicht nachgekommen werden. Die radikale Art, die Veranstaltung ohne KInder durchzuführen, fand keine Resonanz. Nina ist da in derselben Zwickmühle zumal die Veranstaltung ja das 10-jährige Bestehen ihrer Schule feiern soll. Eintrittsgeld für die Eltern war nicht denkbar. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Kindern Handy samt Kopfhörern in die Hand zu drücken (das Handy dudelt eh die ganze Zeit im Beisein der Eltern). Da ich aber wenig Freude an Gedudele als Hintergrundsrauschen habe, kam die Idee mit den Kopfhörern von mir. Die allerletzte und für mich nicht in Frage kommende Lösung ist das Niederbrüllen durch aufgedrehte Lautsprecher.

Das Problem ist nun bekannt. Nina wird versuchen, Lösungen zu finden. Was sagte Bruce zu mir? „Prepare for the worst and hope for better conditions“.

Na, das wird noch ein Tag, den ich sicher nie vergessen werde! Und das Schöne daran: er wird vergehen . . . 

 

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