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Spektakel pur und Emotionen: die Großveranstaltung + Kurioses

Spektakel pur und Emotionen: die Großveranstaltung

Riesige Projektion, riesiger Saal, riesige Leuchtschrift, Riesenaufwand, Emotionen - das sind die Stichworte, die den heutigen Tag kennzeichnen. Ich fange besser der Reihe nach an:

Heute morgen fand die Probe für die Großveranstaltung statt. Völlig überrascht stellte ich fest, dass neben den Lehrern viele Eltern mit Kindern im großen Saal anwesend waren. Schnell stellte sich heraus, dass auch die einen Part in der Veranstaltung hatten. Das Aufstellen, die Entgegennahme von Auszeichnungen, ein rühriges Schauspiel, das symbolische Zerschneiden eines Bandes und die Moderation wurden geübt. Nachdem alle so weit wussten wie der Ablauf sein sollte, wurde mein Part mit Powerpoint und Filmausschnitten technisch abgesprochen. So weit so gut.

Bruce musste ich noch einen Rat geben: Er kam in chinesischem Räuberzivil (T-Shirt, Schlabberhose und Turnschuhe) und damit dem Anlass völlig deplatziert zur Probe. Also empfahl ich ihm, sich in der Mittagspause umzuziehen. Das hat er dann zur Zufriedenheit aller auch getan.

 

Eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung empfingen mich Lehrerinnen in traditioneller Kleidung. Ich musste meine Unterschrift auf ein Plakat geben, mir eine rote Kitschblume anstecken und wieder Fotoshooting in der Rolle des prominenten Riesens aus Deguo über mich ergehen lassen.

 

Dann kam die Show für 200 Personen! Eine Rede Ninas, eine mit Musik künstlerisch gestaltete Präsentation, die Ehrung von Mitgliedern des Elternvereins und das Durchschneiden eines roten Bandes (dazu wurde die örtliche Prominenz und meine Wenigkeit auf die Bühne gebeten.

Auf ein Kommando schneiden und wieder ab von der Bühne. Fragt mich nicht, was an Bedeutung dahinter steckte.

Ein kurzes Schauspiel, dargestellt von einigen Lehrerinnen, dem besagten Lehrer und einem Kind - kommentiert von Nina - stellte einen Höhepunkt der Veranstaltung dar. Die Handlung: ein Paar bekommt ein Kind, das behindert ist (es kann die Schuhe trotz höheren Alters nicht anziehen). Das Paar sucht medizinischen Rat in einem Krankenhaus und erfährt dort die Diagnose. Mutter verzweifelt, die Eltern machen sich gegenseitige Vorwürfe. Zuletzt suchen sie eine Sonderschule auf.

Jetzt kommt es: Der Vortrag von Nina steigert sich in ein Wehklagen chinesischer Art, wird also sehr emotional. Man höre und staune: Frauen im Publikum fangen an zu weinen!!! Die Moderatorin, die dann das Mikro übernimmt, heult und hat Schwierigkeiten beim Reden. Schluchzend fängt sie sich allmählich und es kann weiter gehen. Ich frage später, ob diese Lehrerin etwa selbst ein behindertes Kind habe. Das wird verneint. Ihre Reaktion auf das dargebotene Spiel sei eben die mitfühlende Art von Lehrern, die am Schicksal ihrer Kinder teilhaben. Das ist chinesische Kultur und keine Show erfahre ich.

Das Kind ließ übrigens das Schauspiel ohne erkennbare Beteiligung geschehen. Der Grund: die ganze Zeit war es mit einem Handy beschäftigt. Wie praktisch doch solche Geräte sind!!! Da kann man das Kind einfach auf den Boden legen, die Schuhe aus- und anziehen, es hoch ziehen, auf einen Stuhl setzen und von einer Lehrerin mit Stethoskop befummeln lassen und es lässt sich nicht ablenken!! Das ist vielleicht eine super Konzentration von dem kleinen Schätzeken!

 Allmählich dann die Überleitung zu meinem Vortrag. Eingeleutet durch folgende Präsentation:

Meinem Vortrag wurde konzentriert gelauscht - die beiden Filmausschnitte untermauerten das Vorgetragene. 

Abschlussmoderation, Verabschiedung und dann ein regelrechter Fotoshootingmarathon. Einige Beispiele:

Eine gelungene Veranstaltung war das heute. Alle sind sehr zufrieden und das gemeinsame Essen hat auch geschmeckt! 

Kurioses 

  • Man begrüßt sich in China nicht mit „Guten Tag“ sondern mit der Frage „Hast Du schon gegessen?“. Hier wird deutlich, welchen Stellenwert das Essen einnimmt. Den kann man übrigens allein schon an der Anzahl von Restaurants ermessen. Ich habe noch nie so viele Restaurants in den Straßen gesehen wie hier!
  • In vielen Restaurants ist es üblich, dass die Bedienung einen speziellen Mundschutz trägt; praktisch eine umgedrehte Brille, die auf dem Kinn ruht. Eine ausgesprochen hygienische Angelegenheit:

 

 

 

  • Wenn Lehrer die Aikang-Schule betreten oder verlassen, weisen sie Anwesenheitszeiten durch einen Fingerabdruck nach. Dazu beim Eingang einfach den Zeigefinger in einen kleinen Kasten kurz scannen und das war es mit der Zeiterfassung.

  

  • Wasser- und Stromzähler befinden sich meist an den Außenwänden der Häuser. Bei Hochhäusern findet man bis zu 2 Wasserpumpen, die dafür sorgen, dass auch das 45. Stockwerk mit Wasser versorgt wird.

 

  • Elektroroller (Vespalike) sind eindeutig die Regel hier. Benzinbetriebene sind wirklich in der Minderheit. Die elektrischen Dinger sind natürlich leise und man kann schon in Kalamitäten kommen, wenn man in einer Einbahnstraße nicht auf die achtet, für die die Einbahnstraße keine Bedeutung hat. Um ein Haar hätte mich einmal glatt so ein Gerät erwischt.

 

  •  Im Gegensatz zu Indien ist der Verkehr hier recht geordnet. Das Erstaunliche dabei: Verkehrsschilder sind die absolute Ausnahme und Ampeln nur an ganz wenigen Kreuzungen zu finden (in Deguo = Deutschland unvorstellbar!). In bewundernswerter Weise drosselt man die Geschwindigkeit vor Einfahrt in eine Kreuzung, nutzt eine bestehende Lücke und fährt vor. Wenn ein Fahrer von links oder rechts einen Blechschaden vermeiden will, bremst dieser automatisch und lässt den Wagen passieren. Hupen hilft dabei der Orientierung und ist keineswegs als Drängeln zu verstehen, sondern als Hinweis a la „Hinter dir bin ich!“. Das klappt wirklich hervorragend! Selbst das kurze Fahren von Fahrrädern und Rollern in Gegenrichtung (oder Einbahnstraße) wird ohne Aufsehen und Störungen hingenommen. 

 

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