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SES

Berichte von 09/2019

Adieu China und Dank

Nihao!

Welch ein herzlicher Abschied! Meinetwegen kam das gesamte Kollegium beider Schulstandorte abends in die Schule von Nina, um mich zu verabschieden! Eine sehr rührselige Powerpoint, musikuntermalt, zeigte Stationen meines Aufenthalts. Dann wurde mir ein großes innen dekoriertes Album mit lauter Fotos und Unterschriften ausgehändigt.

Zum Schluss sprang eine Kollegin auf, um mich zu umarmen. Das machten dann alle einzeln (natürlich fotografiert). Der Besuch in einem schönen Teehaus rundete den letzten Abend in Leiyang ab.

Am Freitag dann noch mehr Überraschungen: Ich bekam von Jack eine mit Samt ausgelegte schöne Schachtel überreicht. Darin ein mit 0,5 g Echtgold (mit Bankzertifikat) ausgestatteter Aufhänger mit den besten Wünschen fr Gesundheit, Reichtum und Glück und ein Ehrenzertifikat.

Nina und Jack wollten es sich auf Teufel komm raus nicht nehmen lassen, mich zum Flughafen nach Changsha zu begleiten. Also ging es mit dem Schnellzug um ca 20 Uhr Ortszeit los. Der Zug benötigte gerade mal 50 Minuten - mit dem Auto wären mindestens 2 Stunden 45 Minuten fällig gewesen. Mit bis zu 306 km/h brauste dieser Zug die 250 Kilometer. Vom Bahnhof ging es dann mit der Magnetschwebebahn zum Flughafen (deutsche Technik - bei uns nicht genutzt).

 Im Flughafen dann eine aufwändige Sicherheitskontrolle wie ich sie noch nie zuvor erlebt habe. Mein Koffer wurde herausgefischt, weil ich ein verdächtiges Instrument hatte - ein Feuerzeug (fürs Zaubern). Dazu Koffer öffnen, wühlen, finden, Feuerzeug da lassen und Koffer durchwühlt verschließen. Ich habe noch keine Idee, wieso ein Feuerzeug im Frachtraum eines Flugzeugs eine Gefahr darstellen kann. Vielleicht kann mir jemand da auf die Sprünge helfen?!

Jedenfalls war ich froh, dass Nina und Jack da waren und mir halfen, mich bei den Formalia zurecht zu finden. Der Zeitpunkt des Abschieds war gekommen. Beiden hatte ich von unserer Redewendung erzählt, dass 2 Herzen in unserer Brust schlagen. Das eine Herz von mir trauert, dass die Zeit vorbei ist und ich die Freunde vermissen werde, das andere freut sich auf  Deguo. Wir haben wirklich bleibende Eindrücke voneinander!

 

Nach einem 12-stündigen Flug bin ich wohlbehalten in Deutschland gelandet. Nach weiteren  5 Stunden war ich wieder in Harsewinkel. Wie krass doch der Unterschied zu den letzten Wochen ist!!!

Mit Dankbarkeit blicke ich auf die abenteuerlichen Tage in Leiyang zurück. Ich denke, für meine chinesischen Freunde, Bekannten und für mich waren die Tage gleichermaßen gewinnbringend. Es wird wohl einige Zeit brauchen, bis ich alle Eindrücke verarbeitet habe. 

Meinen Blog kann ich auf meinem Rechner sichern. So habe ich ein Tagebuch, das ich hin und wieder lesen kann. Massen an Fotos und Videos werden die Erinnerung an diese Wochen ebenso aufrecht halten wie das Tagebuch.

Ich danke allen, die durch das Lesen des Blogs mitgereist sind und durch Kommentare und persönliche Mails mich für das Schreiben des Blogs zusätzlich motiviert haben. 

Der ein oder andere Freund, Verwandte oder Bekannte mag hinsichtlich der politischen Situation Chinas und hinsichtlich der Eigenheiten der fremden Kultur eine solche Reise von Grund auf für sich ablehnen. Wer aufgeschlossen und weitgehend vorurteilsfrei den Menschen begegnet, gewinnt eine differenzierte Sicht auf die Gegebenheiten dort. Ich für meinen Teil habe das Eintauchen in das alltägliche Leben als eine wirkliche Bereicherung erlebt, auf die ich nicht verzichten wollte. 

Mit diesem Eintrag endet mein Blog! Lasst es Euch gut gehen und wenn Ihr mal aufrichtig Lust und Laune habt, zeige ich gerne einige Videos und Fotos. Selbst manchmal von langen Dia-Abenden und Urlaubsfotoreisen abgeschreckt und genervt,  werde ich mich niemanden aufdrängen und von mir aus die Initiative dazu ergreifen. Also: gemeinsam wie gewohnt locker bleiben!

Verdammt kalt ist es hier in Deguo!

Zai jian!

Ralph

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Bruce, Nina, Jack und Pädagogik: abschließende Empfehlungen

Bruce

In Bruce habe ich einen aufgeschlossenen Begleiter, der mir nach und nach Einblicke in sein Leben und damit natürlich Einblick in die chinesische Kultur gewährt, wie ich sie vielleicht von Nina und Jack so direkt nicht bekommen kann. Deshalb widme ich ihm mehrere Zeilen.

Bruce ist 31 Jahre alt, unverheirat, hat das Lehrerexamen für Englisch und ist zur Zeit selbstständig mit Übersetzungen befasst. Er lebt im Haus mit seiner Mutter. Bruce´ Vater hat die Familie vor 4 Jahren verlassen und wünscht keinen Kontakt zu seinem Sohn. Von Mutter und Familie wird Bruce bedrängt, seinen Vater zu strafen. Das geht so weit, dass man ihm rät, ihn nicht zu töten, sondern bloß zum Krüppel zu machen.

Dass die Mutter Bruce ständig unter Druck setzt, er solle endlich heiraten, hatte ich bereits geschrieben, Sie will nicht nur bevor sie stirbt ihr Enkelkind sehen, sondern macht sich auch Sorgen, wer sich um ihn denn kümmere, wenn sie nicht mehr lebt. Dass er wie die meisten chinesischen Männer nicht gerade mit Schönheit gesegnet ist, darin scheint sein Single-Dasein nicht begründet zu sein.

Bruce selbst spricht jeden 2. Tag über seine verzweifelte Situation: Er ist mit 31 fast zu alt (man heiratet mit ca 22 Jahren), hat kein Reichtum vorzuweisen (ohne den gibt es keine Braut). Die Perspektive, im hohen Alter niemanden zu haben, bereitet ihm Angst. Überhaupt scheint er sehr ängstlich zu sein (Spinnen, Eidechsen gehen gar nicht). Jetzt, da er die Kinder in der Schule erlebt hat, macht er sich Gedanken, ob es nicht zu riskant sei, eigene Kinder in die Welt zu setzen, die womöglich behindert sein könnten. Seine Gedanken kreisen oft um die Frage, wie er eine Braut finden könne. Er schwankt zwischen Akzeptanz und Verzweiflung. 

Bruce bezeichnet sich sebst als Geek. Computer sind seine Leidenschaft und er ist auf dem neusten Stand der Entwicklung. Er trägt 2 Handys mit sich (eins zum Telefonieren, das andere fürs Netz). Politisch natürlich antiamerikanisch, schwärmt er fur Huawai, Alibaba und liebt amerikanische Actionfilme. 

Ausgesprochen lustig, sehr aufgeschlossen und mit viel Empathie wirkt er sehr sympathisch. So, wie er mit den Kindern und den Eltern agiert, können wir ihn uns als Kollegen der Aikang-Schule vorstellen. Da er aber dort eine unsichere Stelle hat und zu wenig verdienen würde, kommt diese Arbeit für ihn nicht in Betracht.

 

Nina 

 

Nina ist eine sehr empathische, temperamentvolle und intelligente Frau, die es versteht, die Menschen zu gewinnen. Von ihr weiß ich, dass sie eine depressive Phase hatte, aus der sie gestärkt hervorgegangen ist. Geholfen haben ihr Mann und ihr buddhistischer Glaube. Sie glaubt, dass sie und ihr Sohn im früheren Leben ein Paar waren. Meditation und Tai-Chi gehören zu ihrem Alltag. Ein Schrank in ihrer Schule zeigt Räucherstäbchen, religiöse Literatur und einige spirituelle (wir würden sagen: esoterische) Gegenstände wie zum Beispiel ein gefärbtes Prismenglas für Energie und Glasstäbe zur Heilung. An der Wand hängen Bilder von buddhistischen Nonnen, zu denen Nina einen Kontakt hat. 

Zum Kollegium hat sie ein ausgesprochen freundschaftliches Verhältnis. Es wird viel gelacht und geschnattert. Apropos schnattern: Ist Nina in Fahrt, hat Bruce enorme Schwierigkeiten mit dem Übersetzen. 

Ninas Temperament sorgt für stets neue Planung. Ein abgesprochener und schriftlich fixierter Plan hat eine Halbwertzeit von 9 Stunden. Weitere 9 Stunden ist er in vielen Punkten hinfällig.

Frauen so scheint es mir, sind überhaupt sehr selbstbewusst, geschäftstüchtig und emanzipiert. Von Jack sagt sie, der zeige seine Intelligenz nur weil er eine so intelligente Frau geheiratet hat. Das sorgt bei allen, auch bei Jack, für große Heiterkeit und spricht Bände.

 Jack

Jack war die erste Zeit der Unbekannte. In seiner Funktion (er leitet offiziell beide Schulen) künmert er sich um die Finanzierung. Laut Nina ist er der Stratege und kühlere Manager. Drei Jahre nach der Schulgründung ist er als „Businessman“ von der Wirtschaftssonderzone Shenzen zur Aikang-Schule gestoßen (die hatte Nina gegründet). Seine pädagogische Qualifikation hat er durch Zertifikate erworben.

Im Gegensatz zu Nina scheint Jack keinen besonderen Draht zu seinen Schülern zu haben. Ich habe ihn nie mit Schülern sprechen sehen. Als Leiter einer privaten Schule brauchen weder Nina noch er zu unterrichten  Jack sitzt also im Büro an seinem Computer, raucht, schreibt. Was er da genau macht, hat sich mir nicht erschlossen. Ich vermute, dass die Vorbereitung der Großveranstaltung seine Zeit in Anspruch genommen hat.

Jack ist auf jeden Fall sehr humorvoll! Es gab viele Anlässe, herzhaft zu lachen! Er ist ein ausgesprochen umsichtiger Gastgeber. Wer an seinem Tisch sitzt wird umsorgt. 

Vorgestern war Jack wegen der Korruption völlig genervt. Anträge an die öffentliche Verwaltung verschwinden auf ewig, wenn nicht Schmiergeld bezahlt wird. Um nicht zu platzen, hat er sich einen Kristall um den Hals gehängt und sich mit seinem Bonsai beschäftigt. Nach einiger Zeit konnte er wieder seine Witze reißen und sich über die Eigenarten der älteren Generation lustig machen. 

 

Abschließende Empfehlungen für die Aikang-Schule

Meine Reise konnte ich mit besonderer Unterstützung von Hedi durchführen. Sie hat mich ermuntert, dieses Abenteuer zu wagen! Vielen Dank, liebe Hedi! Der SES wünscht, dass Seniorexperten den Gastgebern/Auftraggebern eine Zusammenfassung aller Empfehlungen aushändigt. Diese werden vom Englischen durch Bruce ins Chinesische übersetzt. Wundert Euch nicht über mein perfektes Englisch! Fabian war so freundlich, meine englischen Sätze in bessere zu verwandeln. An dieser Stelle auch Dir, Fabian, vielen Dank für Deine Unterstützung!

Hier nun die Empfehlungen, über die natürlich Informationen zur schulischen Situation zu entnehmen sind: 


The following steps could be helpful for both of your schools:

First of all: all of you are doing a wonderful job! Please celebrate your strengths and achievements, rather than only focusing on what could be improved. You can be proud of your work and should share your accomplishments with others.

Mission Statement:

• Parents should be informed about the general “spirit” / “keynote” / guiding principles of the school. In this mission statement you can explain what guides your teaching, how you define your mission and how you want to incorporate parents in the school’s work, e.g., it could include: „Close cooperation between our school and the parents is one the most important aspects of our work and will greatly benefit your child. Therefore we are looking forward to … (list how you want to ensure close cooperation, how information is exchanged and also maybe what you expect from parents . . .). This mission statement should be provided to all parents, when the child first starts attending the school. Also, add it to your website and, if possible, forward it to school governing bodies, press or other relevant institutions.

• Find a few friendly and open minded parents, who are willing to inform new parents at the beginning of school about “how things are done in this school”. It will be easier for them to listen to other parents in a similar situation.

• Perhaps you can start a school supporters club for parents, alumni (or their parents) and others who want to further support the school, e.g., by looking for sponsorships, raising additional funds and meeting among themselves once or twice a year in support of the school.

• In Germany we have a saying that “If you share your grief with others, it cuts your grief in half”. Along this line of thinking: you could start support meetings for parents, where they can meet among themselves in a casual atmosphere (maybe with tea and cake) so that they have a chance to share their problems among themselves. Maybe they can meet at the school. This could be part of the useful spirit of your school.

• Parents need support for how to interact with their child at school. My idea: Start with one mum: Give her a teacher, who will give her advice and one-on-one support during lessons (like a shadow) for a day or two. This could include: to not solve their child’s exercises, how to observe it, motivate it, how to foster positive behavior,… . Then, support the next mum.

Sponsorships

• Create a culture of gratitude. Let the students write some sentences or make a picture to send to the government or other sponsors, who donate money to your school (e.g., before important national holidays). They will be proud to support you, happy about your acknowledgement and in case you need more help, they will be more friendly towards your school.

• There are many people who do charitable work for your school (your mum, staff of the supermarket,... ). Let them know that you appreciate what they are doing. They could, e.g., get a little present that is handed to them in front of the community (e.g., at a celebration) to honor their work. (It might be, that you already do this).

 
Teachers

• The work environment in your school is excellent. Keep fostering a friendly and supportive atmosphere. If possible, teachers could support each other even more by occasionally sitting in on/visiting another teacher’s lesson and exchanging ideas and routines that prove beneficial.

• The acoustic situation (loud noise) in your rooms could become a problem for teachers’ long-term health. Encourage everyone to create a more quiet environment. This will also lead to increased concentration and learning among the students.

• Let the teachers use a dB-meter on their phones to controll volume in their classrooms!

Group Lessons

• Develop Routines that help students to calm down and concentrate at the beginning of a lesson. For example, at the beginning of a lesson, let all students lay their head on their desks, close their eyes and pretend that they are sleeping. Then the teacher (or a student) “wakes them up” by touching the arm of each student silently. No one is allowed to speak. After that, the teacher start the lesson calmly.

• Discuss helpful routines in your team. The routines should give structure for each lesson and the day as a whole. For example, students could begin the day with singing a song. Maybe the same could happen at the end of the school day. Structured days and lessons will give your students orientation and help them to feel save. In return, they will blossom.

• Classroom Management (a lot of websites can be found) can help to arrange better lessons

• Different students need different tasks and different material.

• The big rooms can be used for different places. Example; one to read or only watch books, one to relax or play, one with material . . .

• Let the parents or teachers take videos from one student (and his mom). Observation is important for Diagnosis of skills, students (mom) need. Use the videos for teachers meeting, so that they can learn and share experiences and ideas. Use also the videos to show them to parents.

Students and ABA (Applied Behavior Analysis) 

• I witnessed very good one-on-one situations in your school. To effectively move from one-to-one coaching into group situations, ABA/VB could be helpful. To effectively use ABA, parents should be given advise how to educate their child at school as well as at home. Consistency will be hugely beneficial to the child. When you educate the parents, do not talk about ABA. Use simple and common language.

• In Germany, we make individual plans for the individual education of each child. In those plans we establish different goals/targets for different time spans: goals for the short term (2-3 months), medium term (half a year) and long-term (1 or more years). Maybe such targets/goals would be a good addition to the plans you already have.

• I saw some of your students, who cannot manage their daily life. In Germany they often can learn this also at school. The supermarket and the kitchen are wonderful places for a new kind of lesson instead of learning f.e. how to write. 

• We spoke about an extremly hyperaactive boy. Methylphenidate (the German productname is „Ritalin“) is a medicine often given to these kind of children in Europe (too often given in the US). Parents of this boy should ask for it and try it. It really may help!!


• We also spoke about development of language: I gave you advices to use signs, pictures and mobile devices with a special app.

• Use pencils (cheaper than pens) and erasers! So students learn to correct writing or drawing. Also their eye-hand-coordination will be trained.

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Spektakel pur und Emotionen: die Großveranstaltung + Kurioses

Spektakel pur und Emotionen: die Großveranstaltung

Riesige Projektion, riesiger Saal, riesige Leuchtschrift, Riesenaufwand, Emotionen - das sind die Stichworte, die den heutigen Tag kennzeichnen. Ich fange besser der Reihe nach an:

Heute morgen fand die Probe für die Großveranstaltung statt. Völlig überrascht stellte ich fest, dass neben den Lehrern viele Eltern mit Kindern im großen Saal anwesend waren. Schnell stellte sich heraus, dass auch die einen Part in der Veranstaltung hatten. Das Aufstellen, die Entgegennahme von Auszeichnungen, ein rühriges Schauspiel, das symbolische Zerschneiden eines Bandes und die Moderation wurden geübt. Nachdem alle so weit wussten wie der Ablauf sein sollte, wurde mein Part mit Powerpoint und Filmausschnitten technisch abgesprochen. So weit so gut.

Bruce musste ich noch einen Rat geben: Er kam in chinesischem Räuberzivil (T-Shirt, Schlabberhose und Turnschuhe) und damit dem Anlass völlig deplatziert zur Probe. Also empfahl ich ihm, sich in der Mittagspause umzuziehen. Das hat er dann zur Zufriedenheit aller auch getan.

 

Eine halbe Stunde vor Beginn der Veranstaltung empfingen mich Lehrerinnen in traditioneller Kleidung. Ich musste meine Unterschrift auf ein Plakat geben, mir eine rote Kitschblume anstecken und wieder Fotoshooting in der Rolle des prominenten Riesens aus Deguo über mich ergehen lassen.

 

Dann kam die Show für 200 Personen! Eine Rede Ninas, eine mit Musik künstlerisch gestaltete Präsentation, die Ehrung von Mitgliedern des Elternvereins und das Durchschneiden eines roten Bandes (dazu wurde die örtliche Prominenz und meine Wenigkeit auf die Bühne gebeten.

Auf ein Kommando schneiden und wieder ab von der Bühne. Fragt mich nicht, was an Bedeutung dahinter steckte.

Ein kurzes Schauspiel, dargestellt von einigen Lehrerinnen, dem besagten Lehrer und einem Kind - kommentiert von Nina - stellte einen Höhepunkt der Veranstaltung dar. Die Handlung: ein Paar bekommt ein Kind, das behindert ist (es kann die Schuhe trotz höheren Alters nicht anziehen). Das Paar sucht medizinischen Rat in einem Krankenhaus und erfährt dort die Diagnose. Mutter verzweifelt, die Eltern machen sich gegenseitige Vorwürfe. Zuletzt suchen sie eine Sonderschule auf.

Jetzt kommt es: Der Vortrag von Nina steigert sich in ein Wehklagen chinesischer Art, wird also sehr emotional. Man höre und staune: Frauen im Publikum fangen an zu weinen!!! Die Moderatorin, die dann das Mikro übernimmt, heult und hat Schwierigkeiten beim Reden. Schluchzend fängt sie sich allmählich und es kann weiter gehen. Ich frage später, ob diese Lehrerin etwa selbst ein behindertes Kind habe. Das wird verneint. Ihre Reaktion auf das dargebotene Spiel sei eben die mitfühlende Art von Lehrern, die am Schicksal ihrer Kinder teilhaben. Das ist chinesische Kultur und keine Show erfahre ich.

Das Kind ließ übrigens das Schauspiel ohne erkennbare Beteiligung geschehen. Der Grund: die ganze Zeit war es mit einem Handy beschäftigt. Wie praktisch doch solche Geräte sind!!! Da kann man das Kind einfach auf den Boden legen, die Schuhe aus- und anziehen, es hoch ziehen, auf einen Stuhl setzen und von einer Lehrerin mit Stethoskop befummeln lassen und es lässt sich nicht ablenken!! Das ist vielleicht eine super Konzentration von dem kleinen Schätzeken!

 Allmählich dann die Überleitung zu meinem Vortrag. Eingeleutet durch folgende Präsentation:

Meinem Vortrag wurde konzentriert gelauscht - die beiden Filmausschnitte untermauerten das Vorgetragene. 

Abschlussmoderation, Verabschiedung und dann ein regelrechter Fotoshootingmarathon. Einige Beispiele:

Eine gelungene Veranstaltung war das heute. Alle sind sehr zufrieden und das gemeinsame Essen hat auch geschmeckt! 

Kurioses 

  • Man begrüßt sich in China nicht mit „Guten Tag“ sondern mit der Frage „Hast Du schon gegessen?“. Hier wird deutlich, welchen Stellenwert das Essen einnimmt. Den kann man übrigens allein schon an der Anzahl von Restaurants ermessen. Ich habe noch nie so viele Restaurants in den Straßen gesehen wie hier!
  • In vielen Restaurants ist es üblich, dass die Bedienung einen speziellen Mundschutz trägt; praktisch eine umgedrehte Brille, die auf dem Kinn ruht. Eine ausgesprochen hygienische Angelegenheit:

 

 

 

  • Wenn Lehrer die Aikang-Schule betreten oder verlassen, weisen sie Anwesenheitszeiten durch einen Fingerabdruck nach. Dazu beim Eingang einfach den Zeigefinger in einen kleinen Kasten kurz scannen und das war es mit der Zeiterfassung.

  

  • Wasser- und Stromzähler befinden sich meist an den Außenwänden der Häuser. Bei Hochhäusern findet man bis zu 2 Wasserpumpen, die dafür sorgen, dass auch das 45. Stockwerk mit Wasser versorgt wird.

 

  • Elektroroller (Vespalike) sind eindeutig die Regel hier. Benzinbetriebene sind wirklich in der Minderheit. Die elektrischen Dinger sind natürlich leise und man kann schon in Kalamitäten kommen, wenn man in einer Einbahnstraße nicht auf die achtet, für die die Einbahnstraße keine Bedeutung hat. Um ein Haar hätte mich einmal glatt so ein Gerät erwischt.

 

  •  Im Gegensatz zu Indien ist der Verkehr hier recht geordnet. Das Erstaunliche dabei: Verkehrsschilder sind die absolute Ausnahme und Ampeln nur an ganz wenigen Kreuzungen zu finden (in Deguo = Deutschland unvorstellbar!). In bewundernswerter Weise drosselt man die Geschwindigkeit vor Einfahrt in eine Kreuzung, nutzt eine bestehende Lücke und fährt vor. Wenn ein Fahrer von links oder rechts einen Blechschaden vermeiden will, bremst dieser automatisch und lässt den Wagen passieren. Hupen hilft dabei der Orientierung und ist keineswegs als Drängeln zu verstehen, sondern als Hinweis a la „Hinter dir bin ich!“. Das klappt wirklich hervorragend! Selbst das kurze Fahren von Fahrrädern und Rollern in Gegenrichtung (oder Einbahnstraße) wird ohne Aufsehen und Störungen hingenommen. 

 

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Vorbereitung für Mittwoch und Kurioses

Vorbereitung für Mittwoch

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der Voprbereitung für meine Rede am Mittwoch. Zusammen mit Bruce wurde das Manuskript so gestaltet, dass wir auf der großen Bühne ein gutes Ergebnis liefern können. So sieht der Saal noch aus. Ich bin gespannt wie wir ihn am Mittwoch vorfinden werden.

Für mich also ein ruhiger Tag ohne chinesische Blagen, zerrenden und schreienden Eltern und  lautstarken Lehrerinnen.

Eine leichte Erkältung macht sich inzwischen bei mir erkennbar. Die Klimaanlagen und die deutlichen Temperaturschwankungen sorgen dafür. Morgens sind es schon mal 19 Grad am Nachmittag dann 32. 

Eben erfahre ich, dass nur noch organisatorische Vorbereitungen für Mittwoch zu erledigen sind und ich mir einen Tag Ruhe können kann. Den nächsten Blogeinrag gibt es voraussichtlich erst wieder am Donnerstag. Dann gibt es sicher viel von der 10-Jahresfeier zu berichten.

A pro pos Jahresfeier: Am 1. Oktober - genau in einer Woche - wird der 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik China gefeiert. Überall sind schon Fahnen gehisst. Auch auf diese Feier bereitet man sich hier vor!

 

Kurioses

  • In der Autowaschanlage gibt es einen Autofriseur: „Global car hairdressing operation project leader“

  •  Elektrische Leitungen erinnern mich sehr an Indien. Die sind sehr kreativ verlegt:

  • Was haben es die Mütter oder Väter doch beim Windelwechseln (oder falls keine Windel gebraucht wird) einfach, gibt es doch die geschlitzte Hose für die Kleinen:

 

  • Was mich am meisten erstaunte, waren die Kameras in den größeren Räumen der Schule. Nach Auskunft der Lehrerinnen werden nur selten Unterrichtsbeobachtungen von Eltern oder Kolleginnen betrachtet. In Kindergärten hingegen sind Kameras üblich. Per App können die Eltern ihre Kleinen dann z.B. beim Einkaufen beobachten (dann die Erzieherinnen beschimpfen, sollte das kleine Biest mal gestolpert sein oder zu wenig Aufmerksamkeit bekommen haben).  

 

  • Zahlen, die Unglück bedeuten, sind weit verbreitet. In meinem Hotel gibt es kein  14. Stockwerk und auch kein 24. Das hat mit der Zahl 4 zu tun. Deren Schriftzeichen ähnelt dem von „Tod“. Ganz schlimm sind also Zahlen wie 44 oder 444. Klar, dass Hausnummern mit einer 4 nicht zu sehen sind!

 

  • Überhaupt wird Vielem eine mystische Bedeutung beigemessen. Krasses Beispiel: Fakegold, Fakesilver, Fakemoney also Papierattrappen, die Gold, Silber und Geld vortäuschen, werden Verstorbenen am Grab durch die Familie dargebracht und mit Tamtam verbrannt. Sie sollen die Ahnen im nächsten Leben mit Reichtum ausstatten. Das kauft man in extra Läden. 

 

  • Dass der Begriff „Sonderpädagogik“ nicht eindeutig definiert ist, belegt folgendes Zitat aus der deutschen Version der Peking Rundschau:“Hu Xiaofei, Moralpädagoge an der Binjiang Mittelschule im Bezirk Fengdu, südwestchinesische regierungsunmittelbare Stadt Chongqing, gründete 2018 ein Sonderpädagogikinstitut im Dorf Daxi in Fengdu, wo sein persönlicher pädagogischer Schwerpunkt allmählich vom Unterrichten der Kinder zur Schulung der Eltern wechselte.“

 

  • Bei der Hitze zieht man schonmal das TShirt so hoch,  dass der Bauch zu sehen ist. Selbst in ein Restaurant gehen manche mit nacktem Oberkörper.

 

  • Regelrechtes Schaudern ruft bei meinen chinesischen Freunden meine Erläuterung hervor, dass wir Steaks medium oder gar rare und Schinken roh essen! Die Erläuterung ruft helles Erstaunen und deutliche Ekelbekundungen hervor! Und das bei dieser exzellenten Auswahl an Innereien, die hier verspeist werden! Was sollen wir erst sagen!

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Wochenende, Ohrenreinigung, Massage durch Blinde und ein Wunder

Samstag

Nach der anstrengenden Woche stand Entspannung auf dem Programm. Lange schlafen, etwas essen und ein Spaziergang am Samstagnachmittag taten gut. Bevor es zum Abendessen ging , konnte ich meine Fähigkeit, Tee nach chinesischer Art zuzubereiten, bei ordentlichem Duftqualm unter Beweis stellen. Der Qualm kam nicht aus einem Stäbchen sondern aus einer auf Zigarrendicke gerollten Papierrolle. Man könnte fast meinen, der Geist des Tees hat mich in Besitz genommen.

Abends leckeres Hot-Pot-Essen. Das Neue: an einer Theke mischt man sich Diverses selbst zu einer Soße zusammen, in der die gegarten Innereien, das Gemüse, verschiedene Sorten Tofu und etwas Fleisch getunkt werden. Fragt mich nicht, was ich mir da zusammengemixt habe - ich weiß es wirklich nicht. Geschmeckt hat meine Mischung aber wirklich gut.

Wer erraten kann, was unten als Spezialität dargeboten wurde, bekommt von mir einen Preis (ausgeschlossen von diesem Gewinnspiel ist meine Famile - die ist informiert).

Vor dem Garen und danach:

Na, was ist das wohl? Antworten bitte per Mail an mich!

Für die, die sich unter einem Hot Pot nichts vorstellen können, links der Pott mit kochender scharfer und mittelscharfer Brühe, rechts was in die Brühe kommt.

Während des Essens gab es eine Showeinlage durch einen Artisten, dessen Kunst unter anderem darin bestand, seine Masken blitzschnell zu wechseln. Er konnte es nicht lassen, mich extra zu begrüßen.

Zuletzt noch eine Aufnahme für den Besitzer des Restaurants, freundliche Zeilen meinerseits zum Essen und zur Bedienung auf einen Zettel geschrieben, einem kleinen dicken Jungen, der den Mut hatte, mich mit „Hello“ zu begrüßen und nach meinem „Hello“  blitzschnell verschwand - und schon war ein schöner Abend vorbei.

Sonntag

Bereits um 8 Uhr habe ich mich auf den Weg in den Park gemacht, um das für uns doch so fremde Spektakel noch einmal zu sehen. Von drei Posaunenbläsern wurde ich sogleich wieder erkannt und mit Hallo begrüßt. Dazu gab es eine extra Einlage, die gemischt mit Karaoke-Gesang und unterschiedlicher Musik aus verschiedenen Lautsprechern zu einem musikalischen Genuss besonderer Art führte. Eine Tonaufnahme habe ich meiner Familie geschickt. Hatte ich Tai-Chi, Chi-Gong, Streckübungen, Tanz - halt das ganze Shaolingedöns - schon letzte Woche gesehen, entdeckte ich neue Übungen: das Schütteln des Bauches mit beiden Händen unterhalb des Nabels, das Schlagen einer Hand mit der Faust und das laute Klatschen in die Hände! Letzteres selbst beim Lesen von Plakaten. 

Ich werde von meinen Freunden hier gefragt, was wir in Deutschland denn zum eigenen Entertainment machen würden - naja, ich hatte den Eindruck, dass diese innerlich ihr Bedauern aussprachen. Mit soviel kollektivem Entertainment können wir wirlich nicht aufwarten!

Ohrenreinigung

Dass in China professionell Ohren gereinigt werden, hat lange Tradition. Heute hatte ich das Vergnügen. In einem Geschäft mit etlichen Kabinen lagen mehrer Personen, die behandelt wurden. Jede Liege, die mir freundlich zugewiesen wird, muss erst von der Wand gerückt werden, damit ich mich der Länge nach auch hinlegen kann. Meine Ohren sind nun tiefengereinigt. @ Hedi: Mache Dir keine Hoffnungen! Ich höre jetzt nicht besser!

Massage durch Blinde

Blinde Menschen sind in Bezug auf Massage gefragt. Die scheinen die einzigen Menschen mit Behinderung zu sein, die eine berufliche Perspektive haben können. Heute durfte ich mich von einem blinden Mann massieren lassen. Die Massage geschieht mit angezogener Kleidung auf die ein Tuch gelegt wird. Ehrlich gesagt, habe ich keinen Unterschied zu bisher erlebten Massagen erkennen können, mit Ausnahme, dass der ganze Körper behandelt wird. Nein, der Intimbereich wird ausgeschlossen! Ein Schelm, der jetzt was anderes dachte!

 

Ein Wunder

Nina schwärmte von einer chinesischen Ärztin traditioneller Medizin, die allein durch Pulsmessung den ganzen Körper scannen könne. Ich müsse die unbedingt kennenlernen zumal wir mit dieser Person zu Abend essen würden. Frau Wei, so heißt die Ärztin, scannt für umgerechnet 100 €. Da habe ich natürlich mein Veto eingelegt. Wie dem auch sei: Wir sitzen beim Essen, da kommt Frau Wei mit 4 weiteren Personen und es kommt spontan zu einer herzlichen Begrüßung zwischen uns, wie ich sie bislang hier noch nie erlebt habe. Fotoshooting inbegriffen. Eine ausgesprochen herzliche und sympathische Frau, mit der ich mich prächtig per App unterhalte (sie war schon in Deutschland). 

Nun, nach einiger Zeit, bot sie mir an, meinen Puls kostenlos zu fühlen.

Und was soll ich sagen? Sie gibt mir genau die Diagnose, die mein Kardiologe vor meiner Abreise gestellt hatte: Ich habe eine kleine aber unbedeutende Kalkablagerung in der rechten Lunge und eine in der rechten Halsschlagader; ansonsten bin ich gesund! Unglaublich! Darüber habe ich noch nachzudenken! Frau Wei lernt seit 21 Jahren, ist für die westliche Medizin aufgeschlossen und hat schon etliche Länder bereist. Viele westliche Patienten suchen ihren Rat und Hilfe. Alle Anwesenden sehen sie mit höchster Bewunderung an. Da habe ich eine besondere Person kennen gelernt - ein weiterer Anlass, meinen Gastgebern für die Erlebnisse des heutigen Tages besonders zu danken.

Zum Schluss kurz was zum Grillrestaurant, in dem wir waren: Vor dem Restaurant wird Holzkohle erhitzt. Im Restaurant sind Tische mit eingelassenen gusseisernen Töpfen. In diese wird die heiße Kohle gefüllt. Ein gusseiserner Deckel, auf den Backpapier gelegt wird, dient als Grillfläche. Damit niemand eingeräuchert wird, wird der Rauch bzw. Dämpfe vom Grillgut über ein Rohr, das über dem Decker angebracht ist, abgesaugt. Ob das der Brandschutz in Deutschland überhaupt genehmigen würde? Ich glaube nie und nimmer!

 

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Schulische Katastrophen, Eltern und wieder Kurioses

Schulische Katastrophen

Ich hätte meine beiden Wochen besser in Jacks Schule verbracht als in Ninas. Der Grund: was ich dort zu sehen bekomme ist eine pädagogische Katastrophe! Anders vermag ich das nicht zu benennen.

Jack und ich betreten die Schule. Am Eingang eines Klassenraums sitzt eine Lehrerin auf einem Stuhl, mit einem Fuß in Höhe ihres Oberkörpers am Türrahmen versperrt sie den Schülern den Weg aus dem Klassenraum. Durch eine Glasscheibe kann ich sehen, dass die Schüler durch den Klassenraum toben. Preisfrage: Womit beschäftigt sich die Kollegin??? Ich weiß, dass dies bloß eine rhetorische Frage ist, deshalb die Antwort: Natürlich mit ihrem Handy!!! (Jack hat sie gemaßregelt!)

Zur gleichen Zeit müssen alle Schüler einer Klasse auf die Toilette gehen. Eine Schlange wird gebildet und alle müssen anstehen - ob sie müssen oder nicht. Waren alle gemaßregelt auf dem Pott, heißt es in einer Reihe, am Hemd des Vordermanns angefasst, zurück in die Klasse. Dann wieder irrsinnigerweise das Aufschreien des Namens und das Antworten der Schüler mit „Hier“ und ggf. mit Hochreißen des Armes.

Heute habe ich eine Lautstärkenmessung in der Klasse gemacht - keine Musik, nur Stimmen von Lehrerin und Schülern: 95 db waren die Spitze. Laut gesundheit.de entsprechen 80 dB einer Autobahn, ab 85 dB werden Gehörzellen geschwächt und können bei dauernder Belastung zerstört werden. Geräusche mit über 90 dB erzeugen schwere Lkw. Ihr könnt Euchz vielleicht jetzt eine Vorstellung machen, wie schrecklich das Geschreie der Lehrer und das der Schüler in kahlen Räumen ist.

Natürlich wird nur mit Filzstiften gearbeitet und Schüler werden nicht zu Korrektur falscher Ergebnisse angehalten.

In Nachbesprechungen wurde deutlich, dass das Personal an Jacks Schule sehr problematisch ist. Niemand aus Ninas Schule möchte dorthin wechseln. Nina selbst sagt, dass ihr Mann wenig Ahnung habe, die Lehrerinnen anzuleiten. 

 Eltern

Heute nun Elternversammlung mit üblichem Beifall bei Betreten des Raumes.

 

Die Fragen der Eltern waren zum Teil recht einfacher Art. Hier konnte ich schon einen Vorgeschmack auf die Großveranstaltung am 25.09. bekommen. Kindergewusel, aufstehen und an Kind zerren, Telefonanruf annehmen und mit Nachbarn quasseln. Das - so wurde mir bereits durch Literatur erklärt - ist durchaus gängiges Verhalten erwachsener Chinesen. Wer mich kennt, weiß, dass ich da meine eigenen Vorstellungen habe. Bei Gesprächsrunden mit Lehrern, bei denen ich aufgefordert werde zu sprechen, habe ich keine Hemmungen, darauf hinzuweisen, dass ich erst dann anfangen kann, wenn der einzige Kollege aufhört, sein Handy zu bedienen. Und schwupps: weg isses! Auch Bruce hat inzwischen lernen müssen, dass ich mich nicht gerne durch eine Nachricht auf seinem Handy unterbrechen lasse. Bei den Eltern habe ich ein Auge zugedrückt. Da steht mir deren Erziehung in meiner Rolle nicht zu.

Kurioses

 Chinesische Orangen sind grün und schmecken wie daheim!

 So sieht eingeschweißtes Geschirr in fast jedem Restaurant aus:

 

Es sind wirklich 5 in Worten fünf Menschen auf diesem Roller. Frau hält noch ein Baby im Arm.(das ist hier eine Ausnahme. Bis zu drei Personen sind eher zu sehen). Das Mädchen hinten ist nicht gerade erfreut!

 Ein Handy kann schon mal sehr heiß werden. Zum Glück gibt es Klimaanlagen!

 Ich stehe mit einigen Lehrerinnen auf der Straße. Zu uns gesellt sich ein kleiner Junge, der mich mit offenem Mund anstarrt. So ein Alien hat er noch nie gesehen. Inzwischen habe ich doch tatsächlich einen Ausländer entdeckt: ein indischer Koch in einem chinesischen Restaurant! Einer Person, die mit meiner Körpergröße mithalten könnte, bin ich bis heute nicht begegnet. Ralp Diehm ist sehenswertes Objekt für jung und alt.

In einem Kaufhaus sehe ich eine Karaokebox. 2 Personen können sich gegenseitig was vorträllern. Kein Kommentar!

 

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Gruppenunterricht, Spekulationsblase und Kurioses

Gruppenunterricht

Dass Unterricht in Gruppen von bis zu 15 Schülern ein großes Problem darstellt, hatte ich bereits geschrieben. Heute konnte ich in einem Unterricht in Ninas Schule erste Auswirkungen meiner Empfehlungen erleben: leise Musik und leisere Ansprache führte zu deutlich spürbar entspannter Atmosphäre. Nina war ganz angetan und die Lehrerin regelrecht stolz. (Nina hatte die Tage in Pausen damit verbracht, ruhige Musik aus dem Netz zu ziehen).

Am Nachmittag war Gruppenunterricht in Jacks Schule mit den älteren Schülern im Fokus.

Ich wurde da regelrecht in das Jahr 1989 katapultiert, als ich Unterricht in Magdeburg sehen konnte. Unterricht wie zu Margot Honeckers Zeiten (lebt die eigentlich noch?  Jedenfalls ist ihr Geist noch sehr lebendig!).  Ein großer Raum, alle Schüler frontal zur Lehrerin, lautes Schreien von Anwesenheit wie bereits beschrieben, und ein Unterrichtsinhalt, der für alle Schüler gleich ist. Classroom management hat sich bis hier noch nicht in Ansätzen herumgesprochen. Die Schüler sollten das chinesische Schriftzeichen für RMB (oder Yuan, die Währung Chinas) schreiben lernen. Bis die Lehrerin diese an einem wackeligen Whiteboard schreiend erklärt hatte, war ein Viertel der Stunde vergangen. Das Austeilen der Hefte (natürlich nur durch die Kollegin) dauerte unendlich lange. Bis der letzte Schüler etwas tun konnte, war die Stunde fast vorbei. 

Ihr könnt Euch vorstellen, dass etliche Schüler überfordert waren, in einheitlich vorgegebenen Linien bzw, Kästchen zu schreiben. Das änderte nichts am rigiden Vorgehen der Kollegin wie nachfolgend zu sehen ist:

Von einer veränderten Sitzordnung, der möglichen Nutzung von vorhandener Fläche für unterschiedliche Angebote, einer Differenzierung über Material und Aufgabenstellung , Förderung der Selbstständigkeit bis hin zur konsequenten Beachtung von positivem Verhaltens reichten meine Anregungen, die ich Schulleiter Jack mitteilte. Der bat mich, gegenüber den Lehrern in einer späteren Sitzung die Mängel und meine Anregungen zu nennen. Ich solle mir wegen der negativen Aspekte keine Gedanken machen. Den Eltern gegenüber würde man die indirekte chinesische Art vorziehen, unter den Kollegen sei man offene Worte gewohnt (da scheint wohl ein Prophet im eigenen Land gesprochen zu haben). 

Jack sagt klipp und klar, dass die Lehrer in seiner Schule nicht so kompetent seien, wie die an Ninas Standort. Ich habe ihm innerlich voll zugestimmt. Morgen gibt es eine Runde, wo Eltern Li Di Fragen stellen können. Ich solle mich auf Fragen einstellen, die sehr schlicht seien. Etwa wie lange es dauern würde, bis die Behinderung geheilt sei. Na, ich bin ja mal gespannt!

Spekulationsblase in China 

Der entstandene Reichtum in China hat zu einem Bauboom und genauer zu heftiger Spekulation geführt. Immerschon hatte ich mich gewundert, dass in Leiyang etliche Hochhäuser leer stehen oder nur unvollständig und ohne weitere Bautätigkeit im Stadtgebiet zu sehen sind. Als ich dann eine riesengroße Reihe voller leer stehender Hochhäuser mit ebenso leeren Geschäftsräumen sah, musste ich nach dem Grund dafür fragen. Es wird wild spekuliert! Da verdienen sich Fonds eine goldene Nase und Eigentümer werden - so meine Prognose - bald ihr blaues Wunder erleben.

Welches Ausmaß das in einer Kleinstadt wie Leiyang haben kann, zeigt folgendes Bild:

In diesen Blocks wohnt keine Menschenseele! Die Geschäftszeile ist vollkommen leer und hinten links entstehen weitere Wohnblocks. 

Kurioses

Immer wieder begegnen mir fremde Eindrücke, die mal Staunen mal Schmunzeln herbeiführen. Ich habe die natürlich festgehalten und werde die nach und nach in meinen letzten Blogs hier einfügen. Habt Spaß daran!

 

  • Ich sitze im Frühstücksraum und höre plötzlich, dass aus dem tiefsten Rachen offensichtlich zäher Schleim mit lautem Geräusch mehrmals aus dem Hals hervorgeschneuzt, gewürgt oder gehustet wird. Als ich mich zur Geräuschquelle umdrehe, sehe ich die zierliche Servicekraft, die sich ungehemmt mit dem Schleim im Hals befasst.

 

  • Zwar selten aber hin und wieder wird ordentlich gespuckt. Dass dies von offizieller Stelle nicht gewünscht ist, zeigen diese Plakate, die die Menschen erziehen sollen.

 

  • Zunächst glaubte ich, Zeuge einer Demonstration zu sein. Eine Reihe Frauen mit blauen Tafeln marschieren durch die Stadt. Sie werden von einer weiteren Frau begleitet, die einen Lautsprecher hinter sich zieht. Demonstration in China? Fehlanzeige! Die Damen laufen Reklame für ein Geschäft!

 

  •  Englisch ist trotz Unterrichts nicht weit verbreitet. Manchmal macht das Übertreten einer Anordnung sogar stolz. Bei meinem Hotel findet sich folgendes Schild: „No pa king, The consequence is proud“. 

 

  • Mir fallen an allen Häusern Nummern auf und ich frage nach deren Bedeutung. Man erklärt mir, dass es sich hier Werbung für z.B. Schlüsseldienste mit Telefonnummern handelt.

 

 Fortsetzung folgt!

 

 

 

 

 

 

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Ein kleiner Kampf der Kulturen, noch mehr Bürokratie und Persönliches

Ein kleiner Kulturkampf

Am 25.09. soll nun die Großveranstaltung mit inzwischen 100 Personen in einem Hotel stattfinden. Wer den Blog aufmerksam gelesen hat, kann feststellen, dass sich das Datum und die mögliche Anzahl an Personen geändert haben. Das ist durchaus üblich, dass sich Pläne von einem auf den anderen Tag ändern. Durch hartnäckiges Fragen habe ich herausgefunden, dass das Level meines Vortrages sich an dem Niveau der anwesenden Laien orientieren kann.  Es werden meist Eltern, Großeltern und ,oh graus, Kinder dabei sein. Mein in Deutschland vorbereitetes Referat habe ich heute entsprechend angepasst. Da gleichzeitig das 10jährige Bestehen der Schule gefeiert wird, stelle ich einen Programmpunkt dar. Gestern tauchte die dringende Bitte auf, meiner Powerpoint doch Bilder hinzuzufügen. Ihr glaubt gar nicht, welche Diskussion hier entstand! Mir wurden mehrere Argumente vorgetragen:

  • Bilder gehören zur chinesischen Kultur
  • Eltern erwarten diese
  • manche Eltern würden gar einschlafen, wenn kein Bildchen auftaucht und das abenteuerlichste Argument:
  • Ich könne damit Zeit für meinen Vortrag gewinnen.

Hier mussten mal die Gastgeber auf Granit beißen. Ich bin stur geblieben und habe darauf bestanden, keine Ablenkung einzubauen. Wenn schon ein Alien aus Germanien einen Vortrag hält, darf es auch eine Alienpräsentation sein. Na, letztlich habe ich diesen Kulturkampf für mich entschieden. Mein Hinweis, dass sie die schon in Deutschland vom SES übersetzte chinesische Präsentation von mir bekommen und nach dem Vortrag damit machen dürfen, was sie wollen (von mir aus Micky Maus oder Donald Trump einbauen), hat sie etwas besänftigt. Ich denke, auch das gehört zu meiner Rolle: wenn schon Experte, dann auch offensichtlich einer mit Positionen.

Noch mehr Bürokratie

Meine Fragen nach den technischen Gegebenheiten konnten nicht beantwortet werden. Weder war bekannt, ob Ton, Bluetooth, VGA, HDMI und dergleichen vorhanden sind noch ob ein weites Mikro für den Dolmetscher zur Verfügung steht. Das könnten wir erst am 25. in Erfahrung bringen. Mein Nachhaken, dass es doch sicher möglich sei, die Fragen durch einen Anruf zu klären, wurde negativ beschieden. Man würde im Hotel nur die Rzeption erreichen. Die würde die Frage an den Leiter schicken, der wiederum würde den Manager für Großveranstaltung befragen. Dieser müsste dann Abteilungsleiter und die die technische Mannschaft interviewen. Die Antwort wäre auch nur auf diesem Weg zurück zu erhalten.

Es war wiedereinmal Bruce, der mich aufklärte. Einfachere Hotels sind staatliche Betriebe, die das Erbe der Planwirtschaft und Bürokratie mit ihrer Hirarchie noch sehr pflegen. Mich erinnerte das an einen Roman über Stalins Zeiten, wo nur ausgebildetes Personal einen Personenaufzug bedienen durften (spannendes Buch über die Zeit und das Leben von Schostakowitsch - Titel gibt es auf Anfrage!).

In diesem Zusammenhang berichtete Bruce, dass für alles ein Zertifikat vorgelegt werden muss. Es genügt nicht, eine Geburtsurkunde vorzulegen. Man muss bestätigen lassen, dass die dort eingetragene Mutter tatsächlich die Mutter ist. Selbst von sichtbar behinderten Menschen muss ein Zertifikat vorgelegt werden, das belegt, dass sie behindert sind. Laut Bruce genügt es nicht, in Behörden mit fehlenden Gliedmaßen zu erscheinen. Nein, ohne Zertifikat keine Anerkennung irgendwelcher Leistungen. Kafkaesk, kann ich da nur sagen!

Persönliches

Nach der Schule lud mich Nina zur chinesischen medizinischen Behandlung ein. Moxibustion nennt sich die Behandlung. Dabei werden Kräuter in Hautnähe glimmend verbrannt. Und das soll die Gesundheit strärken. So sieht das aus:

 

Eine halbe Stunde auf dem Meridian räuchern und entspannen. Ich habe immer noch den Geruch in der Nase. Ob es geholfen hat? Geschadet hat die Behandlung jedenfalls nicht und ich bin dankbar für diese neue Erfahrung!

Ich entdecke hin und wieder Anpassungsleistungen meinerseits, die ich in zurück in Deutschland wieder ablegen werde. Dazu gehören:

  • das Schmatzen und Schlürfen. Gerne würde ich eine Tonaufnahme fertigen und hier einstellen. Die Lautstärke ist für unsere Ohren erschreckend. Ich ertappe mich dabei, in diese Gewohnheit einzufallen und das Schmatz- und Schlürforchester mit meinen Lauten zu bereichern.
  • das Nutzen des Handys. Egal wo man geht und steht, ob im Auto oder auf dem Motorroller: Das Handy ist gezückt. Sowohl Nina als auch Bruce benutzen dies während der Unterrichtsbeobachtungen meinerseits. Eltern sitzen im Eingangsbereich und beschäftigen sich mit ihrem Gerät. Ich habe inzwischen keine Hemmungen mehr, mein Handy zu zücken und Nachrichten zu lesen, wenn sich Bruce und Nina unterhalten. Ab und an nutze ich dies im Gespräch mit den Eltern, wenn ich einen Begriff übersetzen möchte. Da erweist sich das Gerät als wahre Hilfe.

Die chinesische Küche erlaubt mir, mein Gewicht zu reduzieren (das war dringend nötig!). Ich verzichte auf Reis und ernähre mich ausschließlich von Fleisch und Gemüse. Aus Perspektive der chinesischen Freunde widerspricht mein Bestreben ihrer Intention. Familie und SES sollen schließlich möglichst an gesteigertem Gewicht erkennen, dass ich ausreichend versorgt wurde. Da ich aber auch hier stur bleibe, gibt es eine einfache Lösung: Wenn ich esse, werde ich fotografiert. Damit ist der Beweis vorzüglicher Gastfreundschaft gesichert.

Zum Schluss noch etwas Skurriles:

Bruce wollte mit mir ein Selfie machen. Herausgekommen ist dabei folgendes Bild, das mich um viele Jahre jünger machte (kaum Falten zu sehen) und uns beiden einen helleren Hautton verpasste. Selbst die Pickel von Bruce waren plötzlich weg!!! Ein Wunder!!!! Wie kann das passieren?

Schuld ist schlicht die Kamerasoftware! Sie verschönert automatisch Gesichter nach asiatischem Vorbild. Dazu gehören unbedingt eine hellere Haut, keine Pickel und weniger Falten! Wozu das Ganze? Nun, damit kann man doch potenzielle Bräute für sich gewinnen!! Frauen nutzen diesee Funktion für ihre Selbstdarstellung und für Partnersuche natürlich ebenso! Diese Software ist sehr weit verbreitet!

Nun mal ehrlich: sehe ich da nicht umwerfend gespensterhaft und gruselig aus?  

Sehen mich die Kinder, sprechen sie mich allerdings mit „Jeje“ an, das heißt schlicht „Großvater“. Offensichtlich verfügen die kleinen Bälger über keinerlei Filter in ihrer Wahrnehmung! Tztz!

 

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Situation Behinderter, öffentliche Verwaltung und Korruption

Situation Behinderter

Behinderte Menschen sind im Straßenbild eine Seltenheit. Ich habe bislang nur einen einarmigen Mann gesehen. Die Gehwege sind zum Teil abenteuerlich z.B. mit gebrochenen Fliesen gepflastert und immer wieder mit Stufen versehen, wenn Höhe ausgeglichen wird. Die Bordsteine sind nicht abgesenkt. Wenn überhaupt gehbehinderte Menschen zu sehen sein könnten, dann auf der Straße am Rand gehend (wo übrigens viele Fußgänger auch gehen). Bis heute, 16.09., habe ich nur einen gehbehinderten alten Mann gesehen und einen Elektrorollstuhl. Das war mir jeweils ein diskretes Foto wert.

Heute, 17.09, habe ich einen weiteren behinderten Menschen gesehen. Im öffentlichen Bild die totale Ausnahme! 

In Leiyang gibt es eine staatliche Schule für Behinderte (zu der man in der Aikang-Schule keinen Kontakt hat). Der Grund: sie stellt eine Konkurrenz dar. Der Leiter des regionalen Behindertenverbandes leitet diese und Eltern vertrauen ihm, der Behörde (Status!), mehr als einer privaten Einrichtung.

Von (wie immer) wenigen Subventionen ist die Aikang-Schule auf die zahlenden Eltern angewiesen. Eine Einzelförderung kostet umgerechnet 6 €. Verbleibt das Kind einen halben Tag, sind 200 € im Monat fällig. Bei einem Durchschnittsverdienst von 250 € . . . Diese Auflistung verdeutlich das Dilemma, in dem sich viele Familien hier befinden.

Diverse Elterngespräche erwiesen sich oft als Großelterngespräche. Viele Eltern arbeiten in anderen Städten, um über die Runden zu kommen. Die Erziehung liegt oft in den Händen von Großeltern.

Dass Behinderung ein Makel ist, hatte ich ja geschrieben. Ebenso gibt es wenig Wissen über Behinderungen. Eltern erwarten Heilung und fragen, ob Trisomie 21 heilbar sei.

Seit 2011 gibt es in einigen Provinzen Babyklappen. Hier heißen sie „Sicherheitsinseln“. Chinas „Babyklappen“ sind kleine betretbare Häuschen, in denen es eine klimatisierte und mit Sauerstoff versorgte Kiste gibt, in die man das Neugeborene legen kann. Auffällig ist, dass viele Babys mit unterschiedlichen, teils schweren Erkrankungen abgegeben werden.  Das liegt vor allem an der teuren medizinischen Versorgung und den mangelnden finanziellen Mitteln der Eltern dafür aufzukommen. Dies wird durch die Haushaltsregistrierung verschärft.

Als die Babyklappen in Guangzhou eröffenet wurden, sollen in den ersten beiden Monaten am Tag bis zu 5 Babies dort abgeliefert worden sein. 

 Öffentliche Verwaltung und Korruption

Chinesen unterliegen de Registrierungspflicht für ihre Region, in der sie geboren wurden. Der Staat versucht so, die Bevölkerung an Regionen zu binden, um Massenbewegungen zum Beispiel vom Land in die Stadt zu erschweren. Zwar kann man in anderen Regionen arbeiten, jedoch zahlt man als nicht registrierter Bürger z. B. mehr für die medizinische Versorgung. In anderen Regionen geborene Kinder müssen nach der Grundschule die Schulen ihrer Heimatregion besuchen. Weitere Einschränkungen konnte ich nicht erfragen. Vielleicht scheut man die Antwort. Ich werde zu Hause recherchieren.

Sicher ist bei uns bekannt, dass in China ein überwachungsbasiertes Sozialpunktesystem nach und nach eingeführt wird. Dazu wurden und werden im öffentlichen Raum Kameras installiert, wo mit Gesichtserkennung Fehlverhalten von Bürgern registriert wird. Nicht bezahlte Rechnungen und Verbrechen führen zu einem Punkteabzug. Das Sozialpunktesystem kann nur funktionieren, wenn Konsequenzen entstehen. Beim Kauf von Zugfahrkarten ist die ID-Karte vorzulegen, die einem Lesegerät eingegeben wird. Schon kann am Schalter festgestellt werden, ob die Person überhaupt mit dem Zug reisen kann. Natürlich gilt dies für Flugreisen ebenso. Ob es weitere Sanktionen gibt, werde ich auch recherchieren. Jedenfalls ist Orwell hier längst eine für uns erschreckende Realität geworden. Chinesen äußern sich dazu nicht negativ. Im Gegenteil: hier wird für Sicherheit gesorgt!!!

In Bruce, meinem Dolmetscher, habe ich einen offenen Gesprächspartner, der von sich aus über die Probleme des Landes berichtet. So zum Beispiel über die Korruption:

Wer im öffentlichen Dienst arbeitet, ist privilegiert, da er höchsten Status, bevorzugte Behandlung und bessere Lebensbedingungen vorweisen kann. Bürger sind gegenüber Beamten reine Bittsteller. Geld, das von Peking für die Provinzen zur Verfügung gestellt wird, kommt erheblich reduziert bei den Bürgern an. Laut Bruce sind die Ortsvorsteher in den Gemeinden die reichsten Leute, sie zweigen Geld von der Regierung ab und erhalten Schmiergeld von den Bürgern.

Ein für mich beeindruckendes Beispiel: Bei der Diskussion um Sponsoren regte ich unter anderem an, eine Kultur des Dankes einzuführen. Kinder sollten einmal im Jahr einen Dankesbrief an alle Personen schicken, die irgendetwas für die Schule getan haben, also auch an die Verwaltung. Die Idee fand großen Zuspruch. Mir wurde aber deutlich gesagt, dass man aber kleines Geld für die Leute benötige, um überhaupt größeres Geld für die Schule zu bekommen. So wie ich das Ergebnis nun einschätze, wird es Gesten der Dankbarkeit und Bestechung geben (womöglich günstigerer Tarif). Laut Bruce nun der chinesische Weg der Kultur der Dankbarkeit.

 

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Werbung mit Li Di oder Ralp Diehm und ein Seminar Sonderpädagogik

Dass meine Anwesenheit in gewisser Weise auch Werbezwecken dienen könnte, war mir vor Beginn der Reise schon klar. Erstaunt hat mich die Intensität, mit der meinetwegen geworben wird. Inzwischen ist der weitere Schulstandort neben meinem Hotel (an einer verkehrsreichen Straße) mit meinem Konterfei ausgestattet. Ein weiteres rotes Banner begrüßt Ralp Diehm.

 

  

Auf dem Standplakat sind Ganztagsschule am Lönkert, Erich-Kästner-Schule in „Hayesawinkel“ und Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung in lateinischen Buchstaben verewigt.

Heute, Montag, 16.09., Wurde ich durch den lokalen Fernsehsender interviewt. Etliche Aufnahmen wurden dazu gedreht (Li Di als Beobachter, Li Di als Berater, Li Di mit einem Kind) und zuletzt das Interview. Hier hatte der Kameramann ein kleines Problem, das er zu lösen wusste. Ich habe ihn natürlich fotografiert.

In offiziellen Anlässen werden keinesfalls negative Aspekte benannt. Es ist hierzulande ungeschriebenes Gesetz, niemanden in der Öffentlichkeit das Gesicht verlieren zu lassen. Ich musste mich nicht verbiegen und konnte im Interview das hohe Engagement der Schule deutlich hervorheben. 

Sonderpädagogik

Nach den schon beschriebenen Einzelbeobachtungen mit Beratung von Lehrern und Eltern stehen immer mehr Probleme des Unterrichts in größeren Gruppen im Vordergrund. Ich hatte hierzu ein Konzept zu Papier gebracht, das vom Dolmetscher übersetzt wurde. Einerseits beschäftigte mich dabei die Rolle und Funktion der Eltern, andererseits die wenig kind- und altersgerechte Struktur des Unterrichts.

In der Regel beginnen die Lehrerinnen Unterricht in Gruppen so, dass die Schüler namentlich aufgerufen (teils geschrien) werden. Die Kinder sollen dann mit ausgestrecktem Arm und Handkante zeigend „Hier“ rufen (Makarenko und sozialistisches Erbe grüßen). In der Regel ergreifen die Eltern, hinter ihren Kindern sitzend, die Arme der Kleinen und reißen die in die Höhe. Dann wird dem Kind von hinten mal lauter mal leiser das „Hier“ vorgesagt. Ist dies geschehen, sollen ein bis zwei Kinder die anwesenden mit „Guten Tag“ begrüßen, was weder Interesse noch irgendeine Motivation zur Folge hat. Im Gegenteil: die angesprochenen Kinder sind mit allem beschäftigt, nur nicht mit diesem Ritual.

Das Ganze findet in großer Lautstärke statt und fördert weder Aufmerksamkeit noch Konzentration für weiteren Unterricht, der dann an den Kindern weiter vorbei geht. 

 

 

Heute neben Interview und weiteren Beobachtungen in Einzelförderungen also kurz ein Seminar mit den Lehrerinnen mit den folgenden Inhalten:

Ich glaube, dass ich an anderer Stelle bereits die Idee der Begleitung von einzelnen Eltern durch eine weitere Lehrkraft geschildert habe. Für den Fall, dass nicht, kurz:

Ein Elternteil soll über einen Zeitraum von 2 Tagen von einer Lehrkraft angeleitet werden, mit dem Kind angemessen zu agieren. Bei 10 Kindern wären 20 Tage dafür vorzusehen. Sind die Eltern „geschult“, kann nach und nach mit einer kindgerechten Strukturierung von Unterricht begonnen werden. Beginnend mit dem Einüben von Ritualen als da wären beispielsweise kurze Spielzeit, leise Musik als Zeichen für Ende Spielzeit, aufräumen, Beginnen mit einem Sitzkreis, gemeinsam ein Lied singen, Kopf auf Tisch (schlafend), wecken durch Berührung usw. 

Gerade das Beruhigen (Schlafen) wollten die Lehrerinnen in der Rolle als Schüler erleben. Ich denke, dass es mir durch mein bewusst leises Sprechen und durch die angenehme Musik (Andreas Vollenweider) gelungen ist, die Atmosphäre zu verdeutlichen, die Gruppenunterricht erleichtert. Hinzu konnte kommen, dass ich auf gezeigtes deutlich positives Verhalten entsprechend positiv reagiert und bewusst negatives ignoriert habe. 

Dass wir im weiteren Unterricht individuelle kurz-, mittel- und langfristige Ziele verfolgen und daher das Material und Sozialform entsprechend differenziert werden muss, hat sicher viele Fragen in diesem System aufgeworfen, dessen Tradition noch sehr mit dem sozialistischen Einheits- und Gleichheitsgedanken verbunden ist. 

Es versteht sich von selbst, dass ich meine Vorschläge als Möglichkeit darstelle und deutlich darauf hinweise, dass das Kollegium frei sein muss, diese zu diskutieren und eigene Ideen zu entwickeln, wie der Alltag alters- und kindgerechter strukturiert werden kann. 

Nach einem arbeitsreichen Tag freue ich mich jetzt auf eine ruhige Nacht (dafür sorgt stets Oropax, was ich wegen der Huperei hier dankbar in meine Ohren pfropfe). Gute Nacht!

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Samstag/Sonntag - Entspannung

Samstag

Lange konnte ich heute schlafen :-) . Der Vorsitzende des Elternkomittees und seine Frau luden uns zum Essen ein:

Natürlich wieder üppiges Essen, dazu homemade Reiswein (roch schlechter als er schmeckte). Die mir angebotene Blase, die es Fischen ermöglicht, im Wasser zu schweben und Entenfüße habe ich ausgelassen. Schweinemagen hingegen war wirklich lecker. Unser Helmut Kohl liebte den ja auch.

Auf einem Bild sind die Füße leicht zu erkennen, das andere stelle ich als Suchbild ein.

Direkt neben dem Lokal suchten wir ein Geschäft auf, das chinesische Fußmassage anbot. 

Unter der Bank am Fußende befindet sich ein Waschbecken für heißes Wasser. Die Bank wird hervorgezogen und das Becken komplett mit Folie bedeckt. Ist das Becken voll, heißt es die Füße eintauchen, erst sitzend dann halb liegend erst mal massiert werden.

Nasenwurzel, Augenbrauen, Ohrläppchen, fast alles wird massiert (fast meint natürlich, dass die Etikette gewahrt wird, wenngleich Bruce mir später erzählte, dass manche Salons gegen Aufpreis die Etikette zuvorkommend vernachlässigen). 

Zum Schluss dann die Fußmassage. Glaubt bloß nicht, dass die nur angenehm ist. Die Masseure kennen jede empfindliche Stelle und wissen, die mit Kraft und Ausdauer zu quälen. Letztlich ist die Massage einfach nur wohltuend.

In Leiyang wurde die Papierherstellung entdeckt und von dort in die weite Welt verbreitet. Wir besuchten ein Museum, stickig, heiß und wenig gehaltvoll. Ich erspare Weiteres dazu.

Sonntag

Heute tagsüber ganz allein für mich. Ich bin früh aufgestanden, um einen Park zu besuchen, den ich tagsüber bei großer Hitze entdeckt hatte. Ich wusste, dass früh morgens im Park allerhand los ist und wurde nicht enttäuscht. Seht selbst:

 

 Ein anschließender Spaziergang über einen Markt mit vielen Eindrücken:

 Frösche+Kröten

Und zum Schluss ein Besuch beim Friseur, dem ich bat, an der Maschine 13 mm einzustellen. Er nickte freundlich, stellte nichts ein und schnitt meine Haare sehr kurz nur mit Maschine. Stolz auf sein Werk, musste ein Sohn noch ein Foto von uns beiden nehmen. 

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Freitag Mondfest (Feiertag) zu Besuch bei 2 Familien

Heute begeht China das Mondfest, um den sich etliche Geschichten ranken. Man trifft sich in den Familien und isst gemeinsam. Der Vollmond wird betrachtet, Kinder erhalten Lampions, kleine runde Kuchen werden verschenkt. Ich war mittags bei den Eltern von Jack und abends bei denen von Nina eingeladen. Jacks Eltern wohnen im Erdgeschoss eines Hauses mit nur 9 Etagen. Die Wohnung von Nina und Jack sollte nicht gezeigt werden, da sie zu unordentlich sei (offensichtlich haben die Chinesen keine Probleme, dies zu benennen). 

Hier die Familie mit mir.

Chinesische Wohnungen sind meist kahl und nur mit dem Notwendigsten ausgestattet (Mahjong-Tisch, Fernseher). Teppichböden sind nicht üblich (das könnte ein Markt werden 😄)

Blick in die Küche mit integriertem Badezimmer, links  davon geht´s  zum Stehklo mit integrierter Dusche:

Im Wohnzimmer Kühlschrank, Fernseher, Esstisch mit dünner Plastikfolie und ein Mahjong-Tisch (mehr dazu weiter unten).

Jacks Vater ist Koch und zudem äußerst trinkfest. Ich bekam einen Fingerhut seines 53 % Schnapses, er füllte sich einen ganzen Becher davon. Jack hatte nach 2 Hütchen schon leichte Ausfallerscheinungen (die meisten Asiaten, mit Ausnahme von Jacks Vater, vertragen keinen Alkohol.

Für den Alkoholabbau im Körper ist ein Enzym in der Leber notwendig, das den komplizierten Namen Acetaldehyddehydrogenase (ALDH) trägt. Etwa 50 Prozent der Menschen aus dem pazifischen Raum, zum Beispiel aus Japan oder China, haben dieses Enzym aufgrund ihrer genetischen Veranlagung nicht. Unter uns: der Schnaps schmeckt scheußlich! Wir würden den als Brennstoff oder Reinigungsmittel benutzen.

Das Essen wie immer sehr üppig und vielfältig. 

Nach dem Essen wurde der Mahjong-Tisch aufgedeckt. Es handelt sich hier regelrecht um eine Maschine. Mehrere Sets Mahjongsteine enthält ein Tisch. Hat man das Spiel beendet, lässt man eine Scheibe in der Mitte hochfahren und schiebt die Steine in das entstandene Loch im Tisch. Automatisch öffnet sich der Tisch an den Seiten und ein neues Set wird aus dem Inneren hochgefahren. Das Würfeln übernimmt eine kleine Box per Knopfdruck. Sollte es im Winter einmal kalt sein, wird die Heizung unter dem Tisch eingeschaltet.

Dass ich die Spielregeln kenne, damit hatte keiner gerechnet! Bass erstaunt waren die, dass ich tatsächlich das meiste Geld gewonnen hatte (wir haben nur pro forma mit Geld gespielt). 

Abends wie gesagt zu Ninas Familie, die allein schon deshalb aus dem Rahmen fällt, weil Ninas Eltern 4 Kinder zur Welt gebracht haben. Dafür mussten sie empfindliche Strafen bezahlen. Nebenbei: der einzige Lehrer der Aikang-Schule ist Ehemann von Ninas Schwester. Da macht sich doch der Vorteil einer privaten Schule bemerkbar! Wie bei Jacks Eltern auch hier überaus freundliche Menschen, die viel lachen und sich um den Fremden herzlich kümmern. 

Hier die Familie und ein wirklich üppiges Mahl. 

Das Essen wurde in einem kleinen Raum ohne Klimaanlage eingenommen. Heute sorgten 39 Grad im Schatten bei hoher Luftfeuchtigkeit und das warme Essen dafür, dass ich klatschnass verschwitzt am Tisch saß, während an keinem anderen auch nur ein Schweißtropfen zu sehen war. 

Die Wohnung von Ninas Eltern im vierten Stock eines sonst unbewohnten Hauses ist wie üblich spartanisch eingerichtet und für unsere Verhältnisse wenig ansprechend. Auffallend allerdings ist der Holzboden. Normalerweise ist der gefliest oder gar nur aus bloßem Beton.

 

Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, dass alle, wirklich alle Erwachsenen ihr Handy in der Hand halten, während geplaudert wird. Selbstverständlich wird zwischendurch eine Nachricht gepostet oder gar ein Telefonat angenommen. Das beeinträchtigt auf wundersame Weise kaum die Kommunikation untereinander. 

Dunkel war es beim Verlassen der Wohnung. Kein Licht im Treppenhaus aber dafür hat man ja Handys mit Taschenlampenfunktion. 

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Parents‘+Teachers’ Lectures, Überraschungen, Li Di oder Professor Ralp Diehm

Parent´s and Techer´s Lectures

Heute ein Elternseminar! Ich hatte in Deutschland eines auf englisch vorbereitet, von meinem Sohn Fabian korrigieren lassen und den Wortlaut dem Dolmetscher gegeben. Klar, dass das, was ich gedacht hatte, nur zum Teil zum Zuge kommen konnte. 2 Videoausschnitte und ein Zaubetrick zum Schluss sorgten für Abwechslung.

Ich denke, dass es mir gelungen ist, aus meiner Sicht deutlich zu machen, wie wichtig eine gute Zusammenarbeit zwischen Schule und Elternhaus  und wie wichtig das Wahrnehmen und Unterstützen von positivem Verhalten ist. Eine weitere zentrale Meldung war die, dass geistige Behinderung, Autismus, Down-Syndrom nicht heilbar sind, es weder in den USA noch in Russland oder in Deutschland medizinische Hilfen hierfür gibt. 

Die mir vorher überreichten Fragen und die in der Fragerunde zielten alle auf schnelle, praktikable Lösungen. Beispiel: mein Kind schaut sich beim Spazierengehen nur Verkehrsschilder an, bleibt stehen und ist kaum zu bewegen. Meine Idee: den Spaziergang spielerisch zu gestalten (ich sehe was, was Du nicht siehst, Wettbewerb: wer ist schneller an der Ecke etc.), natürlich vor dem Hintergrund, dass Kommunikation zwischen Eltern und Kind funktioniert (was in diesem Fall gegeben war). 

Nach meiner Veranstaltung gab es noch Einzelgespräche einiger Mütter. Hier musste ich stark steuern, wenn einzelne nicht aufhören wollte, ihre Sorgen zu berichten. Der arme Bruce und ich selbst kamen sonst mit Übersetzung und eigenem Redeanteil nicht zum Zuge,

Mit dem Elektroroller von einer Lehrerin und unter großem Hallo ging´s zum Hotel. Pause und Mittagessen. 14 Uhr wurde ich dann von den Lehrerinnen (und dem einzigen Lehrer) erwartet. Hier ging es erstmal darum, meinen Werdegang vorzustellen (nix Professor von Universität, Seminar! - vermutlich wieder vergeblich. Dazu noch die Erläuterung sonderpädagogischer Förderung in Deguo = Deutschland. Die Fragen, die da gestellt wurden, unterschieden sich sehr von denen der Eltern. Dass der Druck seitens der Eltern groß ist, ist zu spüren.

Nach meinem Vortrag mit anschließender Fragerunde gab es noch eine Menge gestellter Fotos und Videos mit mir. Natürlich jede wollte jede einzelne Person mit mir fotografiert werden zum Teil auf Zehenspitzen stehend, um nicht noch kleiner zu wirken.

Was zu sehen ist, ist nicht die Neugründung einer Sekte oder die Anbetung eines Gurus - wobei bei Letzterem ich nicht ganz sicher bin (Scherz!!!!) .

In einer weiteren Sitzung in der kommenden werde ich noch ausstehende Fragen wenn möglich beantworten, mich näher mit ABA befassen und meine Eindrücke zu möglichen Perspektiven weiterer Arbeit aufzeigen. Was die ausstehenden Fragen betrifft: Bruce konnte nur die Hälfte letze Nacht übersetzen.

Überraschungen

Bruce hatte vormittags im Scherz angeregt, mir Red Bull zu besorgen, da die Hospitationen und Gespräche doch sehr anstrengend sind. Zum Schluss der Sitzung bekam ich von jeder Lehrerin eine Dose chinesischer Variante (ich überlege, wie ich die Masse an Gummibärchensaft wieder loswerde).

Zuim Abendessen erwartete mich eine weitere Überraschung. In einem Restaurant wurde ich von allen Lehrerinnen (und dem Mann) mit großem Hallo begrüßt. Es gab das Essen, von dem ich zuvor gelesen hatte. Man sitzt am runden Tisch, der in der Mitte einen runden Teller hat, auf dem alle Speisen angeordnet werden.

 

Der Teller wird je nach Laune gedreht und man bedient sich. Dabei ist es durchaus üblich, dem  Nachbarn links und rechts etwas in seine Schale zu geben.

Zum Schluss hieß es, man ginge in eine Karaoke-Bar. Ich konnte mich retten, indem ich einfach fragte, ob es unhöflich sei, nicht teilzunehmen, da ich sehr müde sei. Hurra! Einem alten Mann wie mir gesteht man dies ohne Probleme zu. Welch ein Glück!

Morgen ist Mondfest und ich werde um 11 Uhr Einblick in Ninas und Jacks Wohnunng haben. Jacks Vater kocht und trinkt gerne Hochprozentiges. Na, das könnte heiter werden!

Li Di oder Professor Ralp Diehm

Meine Rolle gegenüber Schule konnte ich klären. Ich kann derjenige sein, der Inhalte, die Lehrer nur schwerlich an die Eltern herantragen können, mit meinem Status transportieren und die Basis für weitere Arbeit liefern. Ganz wichtig erscheint mir, die Lehrerinnen in ihrer Arbeit zu stärken und der Schule Impulse für die mögliche weitere Entwicklung zu geben. Am Ende meines Aufenthalts erstelle ich eine Empfehlung, die vom Dolmetscher übersetzt und der Schule ausgehändigt wird. Ich arbeite schon daran und werde den natürlich im Blog veröffentlichen. Auch darüber kann die Situation hier gut eingeschätzt werden.

Mit Ehrfurcht und hohem Respekt werde ich hier behandelt. Mütter werden schüchtern, wenn sie neben mir stehen oder sitzen. Meine Attribute: Älter und damit automatisch weiser, Ausländer aus dem Westen, Experte aus Deutschland und dann noch ein Riese - das sind Eigenschaften, die mit mir in Verbindung gebracht werden. Hinzu kommt, dass in der asiatischen Kultur Lehrende nicht hinterfragt werden. Schlimmer noch: wer im Unterricht oder danach einem Lehrenden (ob in Universität oder Highschool) eine Frage stellt, der gilt als verhaltensgestört. 

So wurde ich nach dem ersten Tag von Hospitationen gefragt, ob ich diese Zeit nicht als verschwendet werten würde. Natürlich habe ich das verneint. Dass ich mich zu dieser Arbeit, zu den Kontakten mit einzelnen Eltern und Lehrern eingelassen habe, findet hohen Anklang und grenzt an Bewunderung. Ein Professor, der nicht vom Podium spricht, sogar mit den Kindern spielend agiert und zaubert, passt nicht in deren Erlebniswelt. Ich bekomme dementsprechend viele herzliche Rückmeldung und werde wohl noch einige Tage mit dieser Arbeit verbringen. 

 

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Teacher´s Day, Tee und Programm bis Donnerstag

Teacher´s Day

Heute war in ganz China Teacher´s Day. Schüler und Eltern bedanken sich mit kleinen Geschenken für die Arbeit. Auch ich bekam von einer Mutter eine Schachtel süßen Gebäcks mit gekochtem Eidotter innen (eins hab ich probiert, den Rest der Schule gestiftet.

So kann ein Geschenk an eine Lehrerin aussehen:

Mit Ausnahme des Büros von Nina alias Wen, verfügt kein Raum in der Schule über eine Klimaanlage. Überall sind Ventilatoren angebracht, dennoch läuft der Schweiß bei Außentemperaturen von 35 - 39 Grad in Strömen. 

Mein Programm heute: Einzelbeobachtung von Fördersequenzen, Gespräche mit Eltern und Lehrerinnen und natürlich die geplante Vorführung von ruhigem Unterrichtseinstieg meinerseits.

Ich denke, dass ich etlichen Eltern und Lehrerinnen hilfreiche Anregungen geben konnte (Resonanz ist entsprechend gut). Heute abend erfuhr ich zum Beispiel, dass eine Lehrerin nach meiner Beratung weinte, da ihr noch nie jemand zuvor gesagt hatte, dass sie hart und kompetent arbeite und jedoch unbedingt auf ihre Gesundheit achten solle. Hintergrund: Es herrscht die naive Vorstellung, fehlende Konzentration durch laute Boxen und laute Stimme zu kompensieren. Am konkreten Beispiel - ich bat die Kollegin, den Lautsprecher bei einem kleinen Film  und bei Musik zu drosseln - konnte sie beobachten, dass die Kinder leiser wurden. 

Bei einem Kind mit Schwierigkeiten beim Mundschluss musste ich passen und auf den Rat von Fachleuten aus Deutschland verweisen, die ich per Mail kontaktierte. Antworten bekam ich von allen drei angeschriebenen (Dank an Bettina, Gabi und Jochen und Anselm) wenige Stunden später. Die Kollegen hier haben sich über deren Anregungen gefreut.

 

Nun denn; Was meine eigene Vorstellung von ruhigerem Unterricht betrifft, hatte ich ein recht kurzes und für mich fast lustiges Erlebnis. Nina bestätigte, dass Kinder in China Tiere nicht anfassen. Also hatte ich auf Motivation verzichtet und mich auf Korruption (bunte Smarties) beschränkt. Die ersten Minuten war Bruce, der Dolmetscher nicht anwesend. 10 Kinder, einige Mütter und eine Lehrerin saßen im Halbkreis. Jedes Kind bekam zunächst ein Smartie von mir, damit es wußte, was dieser alte Mann im Köcher hat. Meine Idee war, den Kindern einen einfachen englischen Satz beizubringen (Hello, mey name is . . ), wo ich doch weiß, dass kleine Kinder stolz sind, wenn sie den beherrschen. Was ich aber nicht wusste und was mir niemand gesagt hatte: Von den 10 Kindern konnten nur 3 ihren Namen sagen. Ohne Dolmetscher, der wenig später kam, war ich dann mit meinem Latein am Ende. Ich konnte darüber nur lachen. Das Einzige, was ich regeln konnte, war die Bestärkung der Kinder, die im Kreis sitzen blieben. 2 rannten wie wild durch die Gegend. Anwesende Mutter und Lehrerin konnten die für den Rest der halben Stunde nicht einfangen. Die Lehrerin, die dann einsprang, erlebte dann das gewohnte Chaos, über das ich schon berichtet habe.

Tee

Tee spielt in China eine große Rolle. Ich habe bislang unterschiedliche Tees kennen gelernt. Keiner hatte im Entferntesten mit unseren Tees etwas gemeinsam. Die meisten trinken den schnell zubereiteten Tee in kleinen Bechern (natürlich laut schlürfend). Nur wenige bereiten den Tee nach alter Tradition (dazu gehören Nina und Jack)

Das Zubereiten ist eine regelrechte Zeremonie und wird elektrisch unterstützt. Zunächst wird Wasser erhitzt, dann werden die kleinen Teeschälchen damit erwärmt. Das Wasser wird auf dem Tisch mit Abfluss ausgekippt, Tee wird aufgebrüht und dann in die vorgewärmten Schälchen gegeben. 

Hier Eindrücke vom Geschäft, in dem ich eine dreistündige Teezeremonie mit  verschiedenen Teesorten erleben durfte:

Ein besonders beeindruckendes Exemplar eines Teezubereitungstisches steht im Büro von Jack. Am Tisch stehen Frischwasser und Abwasserbehälter, eingelassen sind Heißwasserzubereitung und Fläche für Zubereitung und Ausguss. Seht selbst:

 Jack´s Tisch mit eingelassener Teezubereitung.

In manchen Restaurants dreht sich der Heißwasserhahn automatisch zu Kanne. Doll :-)

Leider kann ich im Blog keine Videos einstellen. Schade! Ihr hättet sonst sehen können, wie die Zubereitung Zelebriert wird.

 Programm bis Donnerstag

Aufgrund der Resonanz der Einzelgespräche werde ich morgen noch 7 mal in kleinen Kabinen schwitzen und ab und an im Büro abkühlen können. Eltern und Lehrer haben einen Katalog an Fragen erstellt, der heute abend übersetzt wird und mit dem ich mich dann morgen befassen kann.

Am Donnerstagvormittag werde ich auf die Fragen der Eltern, am Nachmittag auf die der Lehrerinnen eingehen können. Je nach Umfang wird für die Lehrer ein weiterer Nachmittag eingerichtet. Mal sehen!

Ich werde von heute nur berichten, falls etwas Besonderes vorfällt. 

 

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Sonntag Tempel, weitere Planung, Sauberkeit und eine Schockmeldung

Ohne Dolmetscher aber mit ÜbersetzerApp ging es heute früh zum buddhistischen Tempel. Wir, Nina (das ist Wens englischer Name) und ich, wurden von eiem Fahrer gefahren, der wie Nina sich dem dem Buddhismus zugehörig fühlt (Nina glaubt tatsächlich, dass Behinderung Karma sei und in einem künftigen Leben überwunden werden kann).

Über holprige Straßen und zuletzt einem Feldweg, ging´s zum Tempel, wo wir mit einer Nonne essen und Tee trinken konnten. 

 Weitere Planung

Von Montag bis Mittwoch werde ich Einzelförderung beobachten, mit den einzelnen Lehrerinnen sprechen und den jeweiligen Eltern zur Verfügung stehen. Ich selbst befürchte, dass die Eltern von mir Wunder erwarten. Klar, dass ich hier aufgeregt sein und mich zunächst bemühen werde, Positives über meine Beobachtungen zu berichten. Ein Vater, der einzige außer Bruce, der englisch sprechen kann, möchte mich gerne zum Essen einladen und mit mir über seinen Sohn sprechen. Ich habe in Übereinstimmung mit Nina und Jack freundlich abgesagt, da sich enormer Neid unter den anderen Eltern entwickeln würde.

Donnerstagvormittag habe ich ein Elternseminar. Am Nachmittag ist das Kollegium dran. Freitag ist Mondfest und daher Feiertag. Da wollen mich Nina und Jack mit zu ihrer Wohnung nehmen und ich werde weitere Verwandte kennenlernen. Was ich hier erlebe, kann kein normaler Tourist erleben!

 Sauberkeit und Hygiene

In puncto Sauberkeit auf Straßen ist Leiyang einwandfrei. Äußerst selten, dass Papier auf der Straße liegt.Täglich wird Müll aus der Stadt abtransportiert (und vergraben), Graffities sieht man hier keine. Die Räume in den Schulen werden täglich gereingt allerdings gehören Fenster nicht zum Portfolio. Die Fenster von Ninas Büro scheinen noch nie gereinigt worden zu sein. 

Ob es in Bielefeld-Mitte auch so saubere Straßen gibt wie die vor meinem Hotel?

Im Restaurant kann man in Folie eingeschweißtes Geschirr vorfinden, was Sauberkeit signalisiert. In der Tat ist da wirklich kein Staubkorn zu sehen. Dennoch werden mit dem stets bereitgestelltem heißen Teewasser von den Gästen Stäbchen und Geschirr gereinigt. Auf meine Nachfrage, warum diese denn gesäubert werde, wurde mir geantwortet, dass dies keine Säuberung sondern eine Desinfektion sei (aus meiner Sicht bei Bakterienbefall eine völlig sinnlose Maßnahme). Hintergrund hier: es gibt keinerlei Hygienekontrolle und Lebensmittelkontrolle und man weiß nicht, ob in den Restaurants in Bezug auf Hygiene sauber gearbeitet wird. Chinesen Trauen da keinem Restaurant. Schaut man sich das Öl der Straßenbuden an, fragt man sich, ob dies nicht besser für Maschinen als für Essen geeignet ist, so braun sprudelt das. 

Am Nachmittag konnte ich an einer traditionellen Teezubereitung in einem sehr schönen Geschäft für ca 3 Stunden teilnehmen. Ich werde über die Teezubereitung noch berichten. Beides, Tempel und Tee waren ein besonderes Highlight. Meine Erwartungen hinsichtlich der Intensität des Kennenlernens dieser für uns fremden Kultur sind jetzt schon weit übertroffen. 

Schockmeldung

Beim Abendessen erreichte mich die Nachricht, dass an der geplanten Großveranstaltung mit ca. 200 Personen Eltern ihre Kinder mitbringen würden. Ich habe natürlich interveniert und gesagt, dass ich einen Kühlschrank öffnen und für den mein Referat halten könne - der Effekt sei derselbe. Eltern und Kinder sind in China eine wuselige und vor allen Dingen sehr laute Angelegenheit. Mein Vorschlag, einen weiteren Raum anzumieten und den Eltern einen Kindergarten anzubieten, konnte aus Kostengründen nicht nachgekommen werden. Die radikale Art, die Veranstaltung ohne KInder durchzuführen, fand keine Resonanz. Nina ist da in derselben Zwickmühle zumal die Veranstaltung ja das 10-jährige Bestehen ihrer Schule feiern soll. Eintrittsgeld für die Eltern war nicht denkbar. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, den Kindern Handy samt Kopfhörern in die Hand zu drücken (das Handy dudelt eh die ganze Zeit im Beisein der Eltern). Da ich aber wenig Freude an Gedudele als Hintergrundsrauschen habe, kam die Idee mit den Kopfhörern von mir. Die allerletzte und für mich nicht in Frage kommende Lösung ist das Niederbrüllen durch aufgedrehte Lautsprecher.

Das Problem ist nun bekannt. Nina wird versuchen, Lösungen zu finden. Was sagte Bruce zu mir? „Prepare for the worst and hope for better conditions“.

Na, das wird noch ein Tag, den ich sicher nie vergessen werde! Und das Schöne daran: er wird vergehen . . . 

 

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Erster regulärer Schultag,Technik, Sonderpädagogik

„Wir heißen den SES-Experten Professor Ralp Diehm herzlich willkommen!”  

Dieses Banner, quer über die Eingangshalle gespannt, begrüßte und überraschte mich. Unglaublich, welche Mühe man sich hier macht, um Respekt und Freude mitzuteilen. 

So begann mein erster „Arbeitstag“ in der Schule: Beobachtung in Einzelförderung, Übernahme einzelner Fördersequenzen, Rückmeldung an Lehrer und Eltern. Dazu eine Mutter, die ständig den Kontakt zu mir suchte und mich zuletzt fragte, ob ich Sie in meinen WeChat-Messenger aufnehmen würde. Ich habe freundlich mit der Begründung abgelehnt, dass ich WeChat in Deutschland nicht nutzen könne.

Die Palette der Kinder und Eltern ist mit der in Deutschland leicht zu vergleichen. Mehr unter der Rubrik „Sonderpädagogik“.

Zwischendurch gabe es eine Überraschung (oder sollte ich besser sagen; einen Test?). 5 Lehrerinnen brachten mir einen Snack, wie immer starkt gewürzt. Ein Kind und auch ein paar Lehrerinnen knabberten schon daran und mir wurde ein Stück Undefinierbares angeboten. Neugierig wie ich bin, hatte ich zugegriffen und beim Essen erfahren, dass ich Entenzunge esse. Von den dann angebotenen Entenfüßen habe ich freundlich Abstand genommen. Die für uns so fremde chinesische Küche lässt sich durch die Hungersnöten erklären, die dieses Land in mehreren Epochen durchmachen musste, zuletzt beim „großen Sprung nach vorne“ von 1958-1961 in dessen Folge bis zu 45 Millionen Menschen verhungerten. Alles was irgendwie essbar war, wurde stark gewürzt verspeist.

Zum Schaudern habe ich Zunge und Füße fotografiert. 

 

Technik in China

Chinesen sind wirklich technikaffin. Jeder hat ein Handy mit dem elektronisch bezahlt wird. Auf dem Markt bezahlt man damit einen Apfel. Über einen Fernsehbericht sah ich, dass selbst ein Bettler sich über Handy bezahlen ließ (Bettler habe ich hier keine gesehen). Um zu bezahlen, nutzt man einfach den QR-Code an der Kasse oder scannt den auf dem Handy des Verkäufers und schon ist die Bezahlung komplett. 

Alle Dinge des täglichen Gebrauchs, Essen, Getränke und selbst Prostituierte (so ganz diskret Bruce zu mir) lassen sich digital bestellen (und natürlich digital bezahlen).

Das Handy wird immer gebraucht. Selbst die Lehrer zücken dies hin und wieder in der Schule. Wie selbstverständlich sind in der Schule die Handys mit den Lautsprechern gekoppelt, so dass die Kinder mit Musik beschallt werden können (natürlich sehr laut). 

Handys und TV bestimmen den Alltag der Kinder. Selbst die kleinsten und auch Kinder mit Autismus und geistiger Behinderung bedienen ein Handy, scrollen gekonnt durch Menues bis zum gewünschten Spiel. 

Mein WLan im Hotel wird automatisch aktiviert, wenn ich die Zimmerkarte in den dafür vorgesehenen Slot schiebe. Das Gerät, das ich in meinem Schrank habe, scheint wohl ein Router zu sein. 

Die Installation von öffentlichen Kameras bereitet der Bevölkerung keine Probleme. Bruce selbst ist davon überzeugt, dass dies eine hilfreiche Einrichtung sei, um für Sicherheit zu sorgen. Dass Sicherheit eine große Rolle spielt, zeigt sich u.a. in den bis zum obersten Stockwerk vergitterten Fenstern von Hochhäusern. Überall da, wo Fenster geöffnet werden können, sollten Gitter angebracht werden „Damit niemand herunterfallen kann“, so die Erklärung.

Das chinesische Pendant zu Uber wird fleißig benutzt, klappt wunderbar und scheint ausgesprochen billig zu sein. Wir haben nie länger als 3 Minuten warten müssen, bis das private Auto uns abholte. Die Fahrt vom Hotel zu Ninas Schulstandort kostet weniger als 1 Euro.

 Internet und Kommunikation mit Deguo (Deutschland)

Dass das Internet kontrolliert wird, ist deutlich zu merken. Sämtliche Googleanwendungen sind gesperrt. Internetseiten, wie zum Beispiel die vom Spiegel und von der Tagesschau, sind nicht zu erreichen. Die „Welt“ kann ich hier lesen, die Neue Westfälische nicht. Versteht einer da eine Logik? Hingegen funktioniert der Radioempfang (z. B. Deutschlandfunk) einwandfrei.

Messengers wie Signal, Threema und die von Apple funktionieren ebenfalls problemlos. Facetime (für Androids: das ist Skype für Apple) macht es mir möglich, mit der Familie täglich zu sprechen! 

Filme von Amazon werden mir hier mit dem Hinweis angezeigt, dass diese in diesem Land nicht zur Verfügung stehen. Das gilt selbst für Zeichentrickfilme. Netflix-Filme, die ich in Deutschland heruntergeladen habe, kann ich seit gestern nicht mehr sehen.

Noch vor meiner Abreise hatte ich mit dem Gedanken gespielt, ein VPN-Client speziell für China zu kaufen. Mit dem, was ich hier habe, komme ich jedoch klar und vermisse nichts. 

Hinweis zum Blog

Wer über den Blog mich erreichen will, bekommt den Hinweis, dass wegen erhöhtem Spamaufkommen, der Kontakt nicht möglich ist. Wer mich kontaktieren will: über meine private Mailadresse kann man mich in China erreichen!

 Sonderpädagogik

Die größten Probleme bereiten verhaltensauffällige Kinder, die meistens gewohnt sind, ihren Willen durchzusetzen. Wird dem nicht nachgegangen, kommt es zu extremem Verhalten. Mir selbst hat heute ein kleiner Knirps spontan die Brille von der Nase geschlagen als ich ihn daran hinderte, wahllos Gegenstände aus einem Regal zu klauben. Der Junge versuchte mich zu schlagen, zu treten und zu zwicken. Fragt man die Mutter, zeigt der Junge dieses Verhalten nur in der Schule. Zuhause ist er das liebste Kind. (Renate und Julia: das kennen wir, gelle?)

Die Palette an Verhaltensstörungen ist recht groß und sie zeigt sich bei längeren Konbtakten zu einzelnen Personen reduziert aber meist deitlich stark, wenn eine fremde Person den Kontakt sucht. In meinen Empfehlungen, die ich am Ende meines Aufenthaltes dokumentiere, wird der geplante Wechsel von Bezugsperson - und sei er nur für kurze Zeit - hilfreich sein, um die Stabilität der erreichten Niveaus überprüfen zu können.

Bauchschmerzen bereitet mir noch die Arbeit der Schulstandorte in Bezug auf Unterricht in größeren Gruppen. Von der Lautstärke hatte ich ja schon berichtet. Mein Schwerpunkt ist die Arbeit in Ninas Schulstandort der kleinen Kinder. Hier konnte ich ein Ritual sehen, wo einzelne Kinder sich vor der Gruppe mit Namen vorstellen sollten. Weder die (nicht) zuhörenden Kinder, noch deren Eltern nahmen Anteil an dem, was vorne versucht wurde. Die anschließende Einzelförderung durch die Eltern war ebenso sinnlos, da die meisten Eltern die Aufgaben der Kinder lösten und das Material sehr begrenzt war bzw, ist. 

Morgen werde ich einen Gruppenunterricht versuchen, der zum Ziel hat, den Kindern mal einen ruhigen Einstieg zu bieten. Im Rucksack befinden Smarties (zur Korruption) und ein Häschen (zur Motivation). Über Ersteres (Korruption) werde ich in einem weiteren Blog berichten. Letzteres (das Häschen) kam heute schon aus meinem Rucksack und da durfte ich erfahren, dass chinesische Kinder dazu erzogen werden, Tiere wegen übertragbarer Krankheiten, nicht anzufassen (aber die Viecher essen, egal welche und was davon, das geht!!!). 

Ich schätze mal, dass ich heute zeigen kann, dass auch ein “Professor” nur ein Mensch ist.

 

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Samstag in Leiyang

Der Jetlag hat mich noch im Griff. Diese Nacht wurde ich um 3 Uhr Ortszeit hellwach, konnte mit Hedi und Fabian SMS austauschen un lesen. Irgendwann bin ich wieder eingeschlafen und sitze nun (Ortszeit 10 Uhr, in Deutschland 4 Uhr) müde am Schreibtisch. Um 12 Uhr treffen wir uns im Hotel und dann solle eine Massagen wohl für mein Wohlbefinden sorgen. Von der Gastfreundschaft hier können wir uns in Deutschland ein Beispiel nehmen!

Ich bin also noch früh in meinem Hotel, das auch seine Kuriositäten hat. Hier die ersten in meinem Zimmer:

Links Unterwäsche für Mann und Frau, rechts ein Ständer mit Kondomen, Zigaretten und Spielkarten. Was in der langen grünen Box ist, weiß ich (noch) nicht. Ich werde Bruce fragen. Im Zimmer darf nicht geraucht werden, Streichhölzer und Aschenbecher sind gleichwohl hier vorhanden. Zum Glück riecht mein Zimmer nicht nach Rauch. Nebenan wird beim Kartenspiel natürlich geraucht. 

Für das Frühstück bekomme ich täglich einen Coupon. Vor dem Frühstücksraum steht eine Person, die mir diesen freundlich in Empfang nimmt. Ohne Coupon kein Eintritt. 

Auf jeder Etage sind Müllbehälter. Heute konnte ich einen Gast sehen, der in den Behälter laut schneuzte. Muss wohl ein konservativer gewesen sein, denn ich habe bislang keinen Spucknapf und keine spuckenden Chinesen gesehen. Da hat mich mein Reiseführer in die Irre geführt.

Ansonsten ist das Hotel außen wie in der Lobby protzig:

 Mein Zimmer

Eigentlich müsste ich vor Betreten meines Zimmers die Schuhe ausziehen. Der hochflorige Teppich ist aber sehr in die Jahre gekommen und deshalb verzichte ich auf den unmittelbaren Kontakt mit den Flecken.

In der Lobby heute 2 Hochzeitsgesellschaften. Einem Paar gratulierte ich und bekam Zigaretten angeboten.

Nach dem Mittagessen wurde ich einer chinesischen Rückenmassage unterzogen. Die Masseurin fand wirklich jede Stelle, die besonders schmerzempfindlich ist, um gerade diese ausgiebig zu malträtieren.

Anschließend sollte ich 3 Stunden ohne Klimaanlage in einem Raum verweilen, weil dies aus chinesisch medizinischer Sicht zwingend erforderlich ist. Bei 36 Grad Außentemperatur saß ich mit Dolmetscher Bruce in einem Klassenraum. Weil ich den Jetlag überwinden möchte, habe ich mich mit meinem Buch beschäftigt, während Bruce es vorzog, zu schlafen.

Nach dem Essen ging es zum Bahnhof für Hochgeschwindigkeitszüge mit einem Areal (so wurde mir gesagt), das hohen Erholungswert habe. Was sich aber zeigte, war eine künstlich angelegte Parkanlage, mit künstlichem See (natürlich mit Überwachungskameras) umringt von Hochhäusern. Es war zu dunkel, um davon Fotos zu machen. Einen grausigen Eindruck habe ich dennoch:

Der Rest war laut, betoniert, alles andere als natürlich gestaltet und der Bahnhof spielte keine Rolle.

Jetzt ist es 22 Uhr in Leiyang und bei Euch 1 Uhr. Ich freue mich auf die Schule und falle ins Bett!

 

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Li Di in der Aikang-Schule

In meinen ersten Mailkontakte mit der Schule wurde ich mit Laerfudimu angeschrieben und in Changsa auch so angesprochen. Da bin ich Opfer einer Übersetzerapp geworden. Kurzerhand bat ich um einen chinesischen Namen und werde nun Li Di genannt. Ist für alle leichter.

Seit heute werde ich mit Professor angesprochen. Mit der Funktion einer Seminarleitung kann man hier nichts verbinden. Ob ich an einer Universität Seminare gehalten hätte? Das habe ich bestätigt und versucht, die Funktion eines Lehrauftrags zu erläutern. Auch dies ging schief. Wer an einer Universität tätig war, kann nur Professor sein!!!! Womöglich werde ich  für das Renomme der Schule absichtlich so geführt. Wer weiß. Schließlich bin ich auch dafür da. 

Heute mein Besuch in der von meinem Hotel benachbarten Schule für ältere Kinder mit Behinderung. Wie beschrieben, erreicht man die Schule über einen Supermarkt im ersten und 2. Stock des Hochhauses. 

Das große bunte Schild ist das Schulschild. Die Chinesen lieben bunte Schulschilder!

Natürlich gab es wieder Fotosessions mit einzelnen Lehrerinnen, wobei die erste locker sich äußerte, es sei ihr Wunsch immer schon gewesen, mit einem Ausländer fotografiert zu werden. Gesagt getan und schon gab es ein „wo ai ni“, ein „ich liebe oder mag dich!“

Nach Hospitationen und der gemeinsamen Planung meines Einsatzes (darüber berichte ich später wenn der Plan steht) war wieder Essen angesagt Ich bin mitten in einem Abenteuer!  Nina, ihr kleiner Sohn, Bruce und ich besuchten ein Restaurant, in dem einem Fondue ähnlich Unterschiedliches in heißer scharfer oder nur leicht gewürzter Soße gegart wird. Dazu holt man sich aufgespießtes Essen (natürlich fehlen die Hühnerbeine nicht) und taucht dies in die Brühe. Bezahlt wird nach Anzahl der Stäbchen. Ich konnte mich durchsetzen und die Bezahlung übernehmen. Gerade mal 35 € für 3 Erwachsene und Kind samt Getränke.

Bevor ich über China allgemein berichte, hier Bilder aus dem Restaurant:

Wer erkennt die Hühnerbeine?

China allgemein

Das Schicksal meines Dolmetschers ist bezeichnend für viele nicht verheiratete Männer: Sie haben nur eine Chance auf eine Ehefrau, wenn Sie ein Haus, eine eigene Wohnung, ein Auto und Geld haben. „Better cry in a BMW than lough on a BIke“ ist die Devise junger Frauen. Die Ein-Kind-Politik sorgte dafür, dass Mädchen abgetrieben wurden, da traditionell Frauen in das Elternhaus des Mannes ziehen und für diese im Alter sorgen. Jungs mussten also geboren werden und deshalb ist die Zahl an Männern heute höher als die der Frauen. Bruce steht unter Druck seiner kranken Mutter, die ihn drängt, endlich zu heiraten, damit sie vor ihrem Tod noch sein Enkelkind sehen kann.

Geld spielt eine zentrale Rolle. Mit Neid wird jeder bedacht, der mehr hat. Mit Freude wird Reichtum - und sei es nur ein Iphone - zur Schau getragen. Jack und Nina haben sich zum Beispiel ein Auto gegönnt und schon heißt es, sie würden Schule nur betreiben, um Profit zu machen. 

 

Sonderpädagogik

In der Schule werden neben Kindern mit Autismus und geistiger Behinderung eine kleine Gruppe Schwerhöriger mit Hörgeräten versorgt und ein Schüler mit Cochleaimplantat.

4 Kinder, deren Eltern in einer anderen Stadt arbeiten, übernachten in der Schule. Sie sehen ihre Eltern nur an Wochenenden. In ärmeren Gegenden (Hunan gehört dazu) werden etliche Kinder von Großeltern aufgezogen.

Auch heute Hospitationen. Sowohl die Beschaffenheit der Räume (hohe Wände, kein Teppichboden) wirken schallverstärkend. Hinzu kommen die sehr lauten Stimmen der Lehrerinnen, die mit dafür sorgen, dass die Schüler ebenso laut rufen. Ich würde da keinen Tag aushalten wollen.

Hier ein paar Eindrücke von innen:

Ein unheimlich bürokratisches System der Förderplanung erfordert von jeder Lehrkraft eine wöchentliche Einschätzung des Leistungsstandes. Die Items bis zum Alter von 6 Jahren sind behördlich vorgegeben und gelten für jeden Schüler. Eine individuelle kurz-, mittel- und langfristige Zielsetzung komnnte ich nicht feststellen. Der Schulleitung ist bewusst, dass diese Formalie behördlich gewollt ist. Sie sehen allerdings bei der Einführung junger Kolleginnen in den Skalen eine Hilfe. Bewertet wird mit den Ziffern 1-5, wobei 5 die beste Leistung betrifft.

Einen Auszug von ca. 30 Seiten für einen Schüler könnt Ihr hier sehen:

 ABA (Applied Behavior Analysis), eine Form der Autismusintervention, die in den USA sehr verbreitet ist, spielt in dieser Schule eine große Rolle. ABA ist ausgesprochen behavioristisch ausgerichtet, sehr strikt und deshalb in Deutschland umstritten. ABA wurde in den letzten Jahren durch VB (also ABA/VB) ergänzt. VB = verbal behavior. Wesentlicher Bestandteil ist über Motivation (von Token bis zu materiellen Verstärkern über reizvolle Aktivitäten bis hin zum Pairing mit den Lehrenden), die Schüler zu neuem Verhalten anzuleiten. In Deutschland würden wir böswillig von Dressur sprechen - die Erfolge, die bei früher Intervention erreicht werden, sind beachtlich. Im ESE-Bereich arbeiten wir ähnlich. 

Vor meiner Abreise habe ich mich intensiv mit ABA/VB befasst. Meiner Meinung nach können mit dieser Methode Familiensituationen enorm entlastet werden, wenn man problematisches Verhalten, das alle Personen über Gebühr belastet, reduzieren kann. Auf Youtube sind beeindruckende Beispiele zu finden. 

ABA/VB ist auf die Mitarbeit der Eltern angewiesen. Das dürfte hier ein besonderes Problem sein! Es gibt nicht nur die Vorstellung, geistige Behinderung und Autismus sind heilbar. Nein, es gibt gar Angebote von Heilern, denen die Eltern auf den Leim gehen! 

Ob es wirklich keine Medizin gegen Autismus und geistige Behinderung gibt und ob introvertierte Menschen krank seien wurde ich heute gefragt!

@ Sabine: Es gibt keinerlei Möglichkeit, Menschen mit Behinderung in die Arbeitswelt zu vermitteln. Ausnahme: Ein Schüler der Aikang-Schule konnte als Autowäscher vermittelt werden.

 

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Hundeinnereien und Sonderpädagogik

Ein wahnsinnig spannender Tag heute. Nach dem reichhaltigen Frühstücksbuffet (fragt mich nicht, was ich gegessen habe), gings zum Geldwechseln in die Bank of China. Ein irrer Betrieb, den ich ohne Dolmetscher nicht hätte meistern können.

Am weiteren Standort der Aikang-Schule angekommen, fand ich mich in folgendem Plakat wieder:
 

Alle waren aufgeregt - Lehrer wie anwesende Eltern wussten, dass ich komme. Ein SES-Experte ist in China wegen Herkunft, Alter und Ausbildung ein Mensch, dem Respekt und Hochachtung gebührt. Hinzu kommt noch meine Körpergröße und mein Äußeres als Europäer, der selbst auf der Straße zu erstaunten Blicken führt (mir wurde gesagt, dass in der kleinen Stad Leiyang - 1,2 Mio Einwohner - Ausländer eine Rarität darstellen. Ich selbst habe bislang keinen einzigen sehen können).

Nach einigen Gesprächen mit Wen, konnte ich mich dem Kollegium vorstellen, das mich mit Beifall begrüßte. Spontan wollte eine Lehrerin ein Foto mit mir haben, was dazu führte, dass jede Lehrerin und der einzige Lehrer ebenso eins mit mir haben wollte. Als mich eine Kollegin spontan umarmte, wollte das jede Kollegin tun (natürlich festgehalten auf Foto).

Hier das Kollegium

Dass ich in Leiyang bin, wurde Kindergärten und Schulen berichtet. Daraus entstand der Wunsch, mich zu hören (angekündigt sind 200 Personen), Eltern wollen ebenfalls ein Seminar haben und einzelne wünschen ein Einzelgespräch. Es wird spannend!

In der Schule durfte ich Einzelförderung und mehr schlecht als rechten Gruppenunterricht mit Kindern im Alter von 2-10 Jahren sehen. Am Gruppenunterricht nahmen Eltern teil. Die meisten fallen auf, dass sie an ihren Kindern zerren, deren Aufgaben erledigen und zum Teil recht lieblos mit den Kindern umgehen. In China ist Behinderung nach wie vor ein Makel und eine Strafe, die während der Ein-Kind-Politik noch mehr ins negative Gewicht fielen. Überhaupt stellt die Kooperation mit den Eltern ein großes Problem dar. Man erwartet, dass Schule die Kinder regelrecht heilt und ist enttäuscht, dass dem nicht so ist. 

Da Kinder mit Behinderungen von einer allgemeinen Schule verwiesen werden können und es zu wenig Sonderschulen gibt, kommt es durchaus vor, dass Kinder ohne Schulbesuch aufwachsen. Private Schulen (Aikan ist eine) bekommen erst seit wenigen Jahren staatliche Unterstützung. Deshalb müssen Eltern einen monatlichen Betrag entrichten d.h. Kinder armer Eltern sind benachteiligt.

Die finanzielle Situation macht sich an der Ausstattung der Schule bemerkbar. Dennoch arbeiten die Lehrer sehr engagiert und motiviert (so mein erster Eindruck). Man höre und staune: Am Schulschluss reinigen die Lehrer alle Räume (einschl. Toiletten)!

Was die Arbeit der Schule betrifft, berichte ich mehr in der Rubrik Sonderpädagogik. Morgen besuche ich den Standort neben meinem Hotel. Dann machen wir einen Einsatzplan für die nächsten Tage.

Nach dem sehr aufschlussreichen Tag ging´s in ein für Hunan typisches Restaurant mit scharfer Speiße (zum Glück habe ich in Indien schon Erfahrungen sammeln und deshalb alle Warnungen in den Wind schießen können). Und ja: Ich habe Hundeinnereien und Hühnerblut geleeartig in Suppe gegessen! Ich lebe noch!

Hier ein paar Eindrücke:

Beim Essen wird laut geschmatzt, Knochen werden auf dem Tisch abgelegt (deshalb ist der mit dünner Plastikfolie geschützt) und die Zähne werden sichtbar per Fingernagel oder Zahnstocher gereinigt. Das, was man aus dem Zahnzwischenraum holt, wird auf die Essensreste gespuckt.

In den kommenden Tagen bin ich in der Wohnung von Wen und Jack (so wurde Wens Ehemann von mir und dem Dolmetscher getauft) zum Essen eingeladen. So lerne ich auch häusliches Umfeld kennen.

Ach ja: In den nächsten Tagen 33-35 Grad bei hoher Luftfeuchtigkeit (Hier: Eine Tüte Mitleid bitte!)

Sonderpädagogisches:

Lehrer der allgemeinen Schule wird man durch Studium mit Examen. Man bewirbt sich an einer Schule, hält dort Probeunterricht und wird bei Erfolg eingestellt. Das Studium Sonderpädagogik existiert erst wenige Jahre (ich kenne bisher nur Peking als Studienort und habe dort Kontakt zur Lehrstuhlinhaberin). Eine Spezialisierung, wie wir sie kennen, gibt es nicht. Die Lehrkräfte können sich, falls Geld vorhanden und Schule einverstanden sind, durch Hospitationen in anderen Einrichtungen fortbilden.

Obschon keine Schulpflicht besteht, will man möglichst früh die Kinder in die Schule bekommen. Deshalb ist es selbstverständlich, bereits zweijährige Kinder aufzunehmen. Kinder mit schwerster Behinderung konnte ich nicht sehen. Da sind allein die baulichen Bedingungen nicht gegeben.

Dieser Standort der Schule ist der 5. innerhalb von 9 Jahren. Er ist in einer unfreundlichen Umgebung im dritten Stock eines grauen Gebäudes umringt von Baustellen. Die Ausstattung mit Material hält sich sehr in Grenzen. Seht selbst:

Mehr zur inhaltlichen Arbeit kommt.

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Nihao Changsha, nihao Leiyang

Ihr Lieben!

Um 6:45 Ortszeit (bei uns 0:45) bin ich in Changsha gelandet. Ein herzlicher Empfang wurde mir von Wen, der Schulleiterin und ihrem Mann (auch Schulleiter der Zweigstelle) allerdings ohne Dolmetscher bereitet. 

Dank einer DolmetscherApp konnten wir uns prächtig unterhalten. Lustig war so manche Übersetzung schon.

Mit dem Auto ging´s dann Richtung Leiyang mit einem Zwischenstopp zum chineasischen Frühstück: Nudeln in Suppe mit Fleisch. Und ja; es wird wild geschlürft!

 

Das ist Wens Mann vor meinem Frühstück.

Die Fahrt nach Leiyang habe ich im Halbschlaf hinter mich bringen können. Das für mich vorgesehene Hotel konnte mich nicht aufnehmen weil es keine Ausländer beherbergen darf. Also ging´s zum weitaus besseren mit dem Vorteil, dass eine Zweigstelle der Aikang-Schule gerade mal 2 Häuser entfernt ist. 

Dort kam dann der Dolmetscher hinzu, wie sich herausstellte ein absolut fitter Mann, der mich sogleich mit einer SimKarte versorgte und mir Zugang zu WeChat, dem in China verbreiteten Messenger versorgte. Mit dem soll man auch bezahlen können. 

Das ist der Dolmetscher 

Apropos Geld: in China ist Bargeld so gut wie verschwunden, Man bezahlt mit WeChat elektronisch. Ob das morgen für mich eingerichtet werden kann, wird sich zeigen. 

Ich bin umringt von Hochäusern. Mein Blick von meinem Zimmer im 21. Stock:

Natürlich waren wir kurz in der Schule für die älteren Kinder ab 11 Jahren im Nachbarhaus in der 1. Etage. Im Erdgeschoss befindet sich ein Supermarkt, der von den Eltern der behinderten Kinder betrieben wird. Die älteren Schüler werden dort angelernt und auf eine mögliche Tätigkeit vorbereitet.

Morgen werde ich die weitere Schule und die Arbeit der Lehrerinnen kennenlernen. Am Freitag wird dann gemeinsam meine Arbeit geplant. Ab morgen wird es 

eine zusätzliche Rubrik „Sonderpädagogik“ geben. (Die interessiert sicher nicht jeden Leser).

Zum Schluss noch mein Abendessen. Und ja: ich habe doch glatt 2 Hühnerbeine verdrückt und mit meiner Essstäbchenkompetenz punkten können. Hier ein paar Eindrücke;

 

 

 

 

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